Ich habe OODI die neue Bibliothek in Helsinki besucht und war von den Möglichkeiten total beeindruckt: frei verfügbare Meetingräume, 3d-Drucker, Nähmaschinen, Ton- und Videostudios und vieles mehr...

Hört einfach mal direkt in diese Folge hinein und nimm ein paar Anregungen mit, die du eventuell auch in deinem Unternehmen umsetzen kannst, um die Kreativität und den abteilungsübergreifenden Austausch zu fördern.

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Das Wohnzimmer von Helsinki – die zentrale Bibliothek

Hallo. Schön, dass du wieder dabei bist. Ein etwas ungewöhnlicher Titel: Ich möchte über ein zentrales Wohnzimmer sprechen. Sehr komisch. Dazu hole ich kurz ein bisschen aus: Meine Frau und ich waren im Urlaub, wird sind gerade frisch zurückgekehrt und wir haben dieses Mal gedacht, wir machen einmal nicht so etwas wie die letzten Jahre – bei Lounge Musik auf Ibiza am Strand abmopsen – sondern wir sehen uns andere Teile von Europa an. Ich habe früher, wie ihr vielleicht wisst, bei einer großen Unternehmensberatung gearbeitet, das war der größte Zusammenschluss von einem großen Unternehmensberatungshaus aus Schweden mit dem größten aus Finnland, das war (unv. #00:00:41-0#), ein schwedisch-finnischer Konzern mit damals 14.000 Leuten, hatte jedoch nie die Gelegenheit, in die Zentrale nach Stockholm oder nach Helsinki zu fahren. Ich habe viel für Nokia gemacht, daher hat mich Helsinki immer gereizt, aber es hat sich nie ergeben. Daher haben wir uns angeschaut „Was ist da in der Nähe?“ und haben dann gedacht „Weißt du was? Wir fliegen nach Stockholm, fahren mit einer Fähre über Nacht an der schönen schwedischen Küste entlang, das Ganze zu Mittsommer, bis Tallin in Estland, um dann nach ein paar Tagen mit einer kleinen Fähre zwei Stunden nach Helsinki weiterzufahren.“ Wir waren an jedem Ort vier Tage.

Helsinki, der krönende Abschluss unserer Reise

Helsinki war der krönende Abschluss dieser Reise, denn die Stadt ist erstaunlich toll. Ich habe zwischendurch immer überlegt „Hm, gefällt die mir besser als London?“ Ich weiß es nicht, aber sie ist auf alle Fälle nah dran. Eine unglaublich tolle Stadt, die ich sehr spannend fand. Ich habe dort eine Kollegin getroffen, mit der ich vor fast zwanzig Jahren zusammengearbeitet habe bei einem großen finnischen Mobilfunkhersteller habe, die inzwischen nicht mehr in Düsseldorf, sondern in Finnland in Helsinki wohnt. Die hat uns ein paar Tipps gegeben, was wir uns so anschauen sollten. Das waren alle möglichen Sachen, und außerdem hat sie gesagt „Die neue zentrale Bibliothek Oodi“ – O-O-D-I geschrieben – „müsst ihr euch unbedingt anschauen.“ Eine andere ehemalige Kollegin, die dummerweise gerade in Spanien unterwegs war, die wir nicht persönlich treffen konnten, hatte mir ebenfalls Tipps für alles Mögliche gegeben und hat gesagt „Oh, die zentrale Bibliothek, wir nennen sie das zentrale Wohnzimmer, schaut euch das an.“ Und ich habe gedacht: Hm, zentrale Bibliotheken, Bibliotheken allgemein, vor zwei Jahren gebaut, hm. Wenn das jetzt ein uraltes Ding wäre mit altem Buchbestand wie bei Harry Potter, würde ich sagen „Super geil, da müssen wir hin!“ Aber naja. Wir haben in einem Airbnb-Appartment bei einem sehr netten Herren gewohnt, der uns ein paar Tipps gegeben hat. Und was stand da drin?

Drei mal: Schaut euch unbedingt Oodi an!

„Schaut euch unbedingt Oodi, die zentrale Bibliothek in Helsinki an.“ Und ich habe mir gedacht „Okay, komm, das tun wir uns an.“ und wir sind hingefahren. Das Gebäude ist wie eine Welle aufgebaut, dreistöckig, oben viel Glas. Das Dach ist gebaut wie eine Welle, sieht sehr schick aus, super modern. Wir sind unten rein, da waren viele Videoinstallationen, unter anderem zur EU, schick gemacht, man konnte ein bisschen interagieren, Videos und Fotos posten, die dann auf den Videoleinwänden erschienen. Alles schön und gut. Aber das hat uns nicht so umgehauen, es war halt modern. Wir sind dann in die zweite Etage gegangen, und oh Wunder, was haben wir da gesehen? Eine ganze Menge Meetingräume, von klein bis groß, ein bis drei Personen, größere Räume mit Glastüren. Da drin fand Nachhilfe statt, Leute haben andere Leute beraten.

Meetingräume, 3D-Drucker, Tonstudios und mehr…

Das war ein öffentlicher Raum, wo es Meetingräume der verschiedensten Größen gab. Inzwischen weiß ich, dass es da riesige Meetingräume, Präsentationsräume gibt, es gibt ein Kino, unglaublich. Das hat uns sehr beeindruckt, denn die Meetingräume kann man einfach so buchen. Wenn man in der Nähe ist, kann man sagen „Wir machen morgen ein Coaching in Meetingraum drei.“, ich schauen nach, der ist frei, ich buche den und dann ist man da drin. Das ist ein sehr zentraler Ort, der Meetingräume bietet. Wir sind dann weiter gegangen und ich habe gestaunt: Wir kamen an einen Tisch, auf dem vier relativ neue 3D-Drucker standen, die munter in Betrieb waren. Dahinter eine Szenerie, eine Werkstatt mit Lötstation, es gab riesige Drucker, die besagten 3D-Drucker. Wir sind mit einem, der da an diesem 3D-Drucker etwas ausgedruckt hat, ins Gespräch gekommen: Das war ein Spieledesigner, der diese öffentlich verfügbaren 3D-Drucker benutzt hat, um Prototypen für seine Spiele zu bauen. Das fand ich sehr spannend. Der Witz ist: Das kann jeder in dieser Bibliothek nutzen. Man kann sich vorher anmelden und zahlt Verbrauchskosten oder einen kleinen Unkostenbeitrag, im Augenblick sind es 70 Cent pro ausgedrucktem 3D-Stück bei einer maximalen Druckdauer von acht Stunden. 70 Cent sind nicht so der entscheidende Faktor. Aber es gab nicht nur diese 3D-Drucker, die man nutzen konnte, sondern da gab es außerdem Nähmaschinen, Stickmaschinen, mit denen man Logos, et cetera sticken kann. Das hört sich komisch an: Warum gibt es in einer Bibliothek Stickmaschinen und Nähmaschinen? Naja, die haben gedacht „Lasst uns Kreativität an einem Ort zusammenbringen.“ Und das ist ausgesprochen gut gelungen. Die haben im Vorfeld dieser Bibliothek die Bürger befragt und gesagt „Was hättet ihr gerne? Was stellt ihr euch für so einen zentralen Ort in der Stadt vor?“ und daraufhin sind diverse Ideen eingereicht worden, die umgesetzt wurden. Der Witz ist: Der Mitgliedsbeitrag in dieser Bibliothek beträgt null, jeder kann teilnehmen. Man kann Meetingräume buchen, 3D-Drucker nutzen, riesen Plotter, alles Mögliche. Was es außerdem gibt, was ich sehr witzig fand: Es gab Spieleräume. Verglaste, kleine Meetingräume mit einem riesigen Fernseher, mit relativ guten Boxen und Spielekonsolen. Da waren Spielekonsolen drin. Und nicht nur „Sing einen Song“-Mikrofone angeschlossen, sondern außerdem 3D-Headsets und alle möglichen Controller, die man nutzen kann. In einer Bibliothek wird das Computerspielen, das Konsolenspielen unterstützt. Das fand ich faszinierend, zu sehen. Aber nicht nur das Spielen, sondern der produktive Aspekt war stark hervorgehoben, 3D-Druck, et cetera. Aber es gibt dort außerdem Videostudios. Voll ausgerüstete Video- und Fotostudios. Und wenn ich sage „voll ausgerüstet“, meine ich das so. Wir konnten in die Foto- und Videostudios nicht live reinschauen, aber in die Musikaufnahmestudios, und da war ich sehr beeindruckt. Da stehen ein Schlagzeug, diverse Trommeln, Synthesizer, Key Boards, (unv. #00:07:24-0#) Maschinen, eine E-Gitarre und selbstverständlich entsprechende Aufnahmegeräte, die man nutzen kann. Wenn man sich vorstellt, was da an Kreativität an einem Ort zusammenkommt, ist das faszinierend. Irgendjemand spielt Schlagzeug, nimmt irgendetwas auf, irgendjemand sieht es – es ist viel verglast und sehr kommunikativ – und man kommt ins Gespräch, wie ich mit diesem Spieledesigner am 3D-Drucker. Wir sind dann in die dritte Etage gefahren, sehr hell, rundum verglast. Oben in diesem wellenförmigen Dach gibt es Löcher, durch die das Tageslicht einfallen kann, zusätzlich gibt es Lampen, Finnland ist ja nicht gerade bekannt für besonders viel Tageslicht, insbesondere im Winter, so dass es immer natürlich beleuchtet aussieht, das ist ein faszinierendes Konzept. Und da waren Bücher, die man lesen und ausleihen konnte. Aber nicht nur Bücher, man konnte außerdem Schallplatten und CDs ausleihen.

Bücher gibt es auch

Es gibt relativ wenig Bücher, aber es gibt Lesestationen mit Zugang zu diversen internationalen Zeitschriften, die man lesen und ausleihen kann. Das ist nicht so die klassische Büchereizeitschriftenauswahl, sondern sie haben ihre Bürger befragt und haben sagt „Was liest du gerne?“ Da waren Spielezeitschriften dabei, Fachzeitschriften. Ich glaube ich habe etwas gesehen zum Thema Angeln. Eine tolle Auswahl. Sehr luftig mit immer wieder Sitz- und Leseecken. Zusätzlich gab es eine Cafeteria mit richtig gutem Cappuccino. Aber nicht nur Cappuccino, man kann da sogar Wein trinken. Rund um diese Galerie ist draußen eine Terrasse rund um das Gebäude angebaut, wo man auf Helsinki schauen kann, seinen Wein trinken kann und mit Leuten ins Gespräch kommen kann. Das hat mich sehr beeindruckt. Ich weiß, es ist schwer vorzustellen, wenn ich euch das so beschreibe. Geht doch einmal selbst auf die Webseite www.oodihelsiniki.fi/en, dann habt ihr die englische Version und könnt euch ein paar Eindrücke verschaffen. Vielleicht wollt ihr einen Meetingraum buchen, dazu solltet ihr jedoch Mitglied und vor Ort sein. Dass es Schallplatten und CDs zum Ausleihen gab und sogar Kassetten, Musikkassetten, was ich sehr witzig fand, hatte ich bereits erzählt. Es gab eine sehr schicke Spieleecke für Kinder mit einem integrierten Leseraum: Sehr sanftes Licht, eine sehr schön geschwungene Bank für die Kinder, um da Lesungen für die Kleinen zu machen. Das fand ich cool. Überall Sitzbänke. Sehr schick. Ich sage einmal das war ein unglaublicher Ort der Begegnung mitten in der Stadt, das hat mich sehr begeistert. Und wie ich gerade sagte: Für den Eintritt braucht man nur einen Ausweis, der kostet nichts, der Kaffee war normaler Helsinki-Preis, Wein, und naja, da kann man einmal eine Mittagspause verbringen oder essen, selbstverständlich kann man da essen. Man kann da nicht nur eine Mittagspause verbringen, sondern sie haben sieben Tage die Woche geöffnet, und zwar montags bis freitags – Moment, das habe ich vor kurzem gesehen – von relativ früh morgens bis 22 Uhr abends und selbst Samstag und Sonntag von zehn Uhr morgens bis acht Uhr abends. Das Ding ist mitten in der Stadt und als zentraler Ort der Begegnung und Kommunikation angelegt. Ich muss sagen: Das hat mich ziemlich beeindruckt. Ich kann euch einmal vorlesen, was in dem Prospekt steht, wofür Oodi gebaut würde.

Das Selbstverständnis von Oodi

Ich übersetze das on the fly: „Willkommen zu Oodi, einer modernen Bibliothek. Die zentrale Bibliothek von Helsinki Oodi ist eine moderne Bibliothek, offen für alle. Sie liegt direkt im Herzen von Helsinki. Leih dir Bücher aus, lies Magazine, erfreu dich am Essen, arbeite, häng einfach ab, schau dir einen Film an, studiere, halte ein Meeting, organisiere Events, erfreue dich an einem Glas Wein, lerne über die EU-Aktivitäten“ – das habe ich gerade auf der Eingangsebene gesagt – „erstelle Musik, triff Freunde, nähe Vorhänge, spiele mit deinen Kindern oder spiele Brettspiele. Oodi ist all das und noch viel mehr. Oodi ist ein Haus der Literatur und ein Ort der kulturellen Aktivität, den wir sieben Tage die Woche von morgens früh bis abends spät nutzen können.“ Das fasst die Philosophie des Gebäudes als Begegnungsstätte gut zusammen. Sehr Multi-Kulti, genau wie die Stadt, einfach toll. Meine Frau und mich hat es sehr begeistert. Wir waren wirklich ergriffen, muss ich sagen. Es herrschen dort vier Grundregeln, die sind überschrieben mit „Oodi is for all of us“, „Oodi ist für alle“. Eine der Grundregeln ist Gleichheit „Jeder hat das Recht, in Oodi zu sein. In Oodi ohne Grund abzuhängen ist erlaubt und wird sogar empfohlen. Wir tolerieren keinen Rassismus und keine Diskriminierung.“ Zweiter Punkt, Respekt „Wir behandeln uns gegenseitig mit Respekt.“ Drittens ist Komfort „Oodi ist das Wohnzimmer von jedem. Wir sind alle dafür verantwortlich, dass es für alle komfortabel bleibt.“ Und Promise „Das Personal ist für dich da. Wir sind dafür verantwortlich, dass Oodi ein sicherer Ort ist.“ Ich muss sagen: Das hat mit sehr beeindruckt. Das Ding ist irgendwie ein magischer Ort. So etwas würde ich mir wünschen. Abgesehen von allen anderen Dingen, die wir in Stockholm, Tallin und Helsinki gesehen haben, hat es mich beeindruckt, wie die Kultur da funktioniert, wie man mit Lernen, mit Lernen miteinander umgeht, mit der Kommunikation miteinander, indem man einfach einen Ort schafft, an dem man so eine Kommunikation fördert, Kreativität fördert. Ich meine wo kann man ein voll eingerichtetes Tonstudio einfach so kostenlos nutzen? Das ist erstaunlich. Es hat mich sehr begeistert. Ich kann euch nur empfehlen: Schaut euch die Webseite von Oodi an oder fliegt nach Helsinki und schaut euch das an. Ihr müsst nicht unbedingt fliegen, ihr könnt die Fähre nehmen, das war ebenfalls sehr spannend.

Das war mein kurzer Impuls. Ich wollte euch zeigen: Es gibt da draußen Dinge, die müsst ihr sehen. Vielleicht schafft ihr es, bei euch im Unternehmen eine kleine Oodi-Variante zu etablieren, einen Ort, wo man hingehen kann, abhängen, vielleicht sogar außerhalb der Arbeitszeit, der angenehm ist. Vielleicht. Das hängt bestimmt von der Unternehmensgröße ab, aber schaut euch das Konzept an und überlegt: Könnt ihr das bei euch im Unternehmen umsetzen? Ich glaube, Ansatzpunkte davon gibt es, und die halte ich für sehr wertvoll in Bezug auf Innovativität, Ideenfindung und vor allen Dingen Austausch zwischen Abteilungen und Bereichen.

Ich danke euch sehr für eure Aufmerksamkeit und sage bis bald, euer Oliver.

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