Knackige Tipps zur Verbesserung der Zusammenarbeit im Team - aufgenommen von exali bei einem Interview mit mir nach meiner Keynote Schlechtes Arbeitsklima? Das muss nicht sein!

Es gibt viele Stellschrauben an denen man drehen kann, um das Betriebs- und Arbeitsklima zu verbessern. Hier meine knackigen Empfehlungen.

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Oliver Ratajczak im Interview

Nehmen wir mal an, die Stimmung in meinem Team ist schlecht, wie verhalte ich mich, wie kann ich das ändern, was hast du da für Tipps?

Oliver Ratajczak: Das erste Geheimnis ist erst mal, man muss herauskriegen, dass die Stimmung schlecht ist. Das hört sich total trivial an, aber oft ist es so, dass ich es in Firmen erlebe, dass die Chefs meinen, alles ist total toll, weil die Hierarchiestufe darunter denen immer sagt, die ganze Zeit: “Alles ist super, wir haben alles im Griff, das läuft alles total!” Und gerade ich bin halt als Berater oft unterwegs und spreche mit allen Hierarchiestufen und stelle dann immer mal fest, dass irgendwie von Ebene zu Ebene die Stufe immer gefühlt besser wird, was aber gar nicht stimmt. Also erst einmal herauskriegen, ist die Stimmung überhaupt schlecht. Das hört sich total einfach an, ist es aber gar nicht, weil, man muss auch mal mit den entsprechenden Leuten sprechen und nicht nur den Teamlead fragen oder den Abteilungsleiter: “Läuft es bei dir?” “Ja, läuft, Chef!” Sondern auch im Zweifelsfall einfach mal herein poltern, mit einem Kaffee und sagen: “Na, wie geht es dir?” Und das ist schon mal ein Problem. Und wenn die Stimmung dann schlecht ist, ist die Frage, zwischen wem ist die Stimmung schlecht. Zwischen allen, spricht keiner mehr mit jemandem oder hat man ein, zwei, drei Lager im ganzen Unternehmen, die zwar miteinander gut können, aber nicht untereinander. Das ist auch so ein Problem. Das heißt, es gibt keine generelle Antwort wie: “Irgendeine Stimmung ist gefühlt schlecht, dann mache folgende drei Punkte und dann ist alles gut!” Sondern, man muss schon genau, warum ist sie schlecht und wer hat ein Problem mit wem. Häufig sind es solche Lager. Klassischerweise Abteilung gegen andere Abteilung oder ein Bereich gegen einen anderen Bereich. Da muss man schauen, warum haben die das. Mein Highlight in 19 Jahren Beratung war einmal, dass zwei Abteilungen immer gegeneinander gearbeitet haben. Die konnten sich persönlich, menschlich, eigentlich gut leiden, die haben sich auch nach dem Feierabend getroffen, aber immer haben die gegeneinander gekämpft, bis man festgestellt hat, die haben von der Etage darüber verschiedene Ziele bekommen, also dummerweise falsche Ziele durch einen Copy-&-Paste-Fehler in einer Exceltabelle, und deswegen haben die gegeneinander gearbeitet, was eigentlich total abstrus ist. Und man muss herauskriegen, warum. Und da meine ich halt das wirkliche “warum”, nicht irgendwie: “Der Chef geht hin und sagt: ‘Warum guckst du immer so grimmig?'”, sondern man muss dann schon mal ein bisschen nachbohren. Vielleicht ist es persönlich, weil es gerade Probleme zu Hause gibt, das kann ja alles sein. Vielleicht gibt es persönliche Probleme mit einem Kollegen, kann auch sein, vielleicht ist es, weil man sich selber an seiner Position im Unternehmen nicht so richtig wohlfühlt ist, man ist überfordert, unterfordert, da gibt es hunderte von Möglichkeiten und das gilt es herauszukriegen.

Und wenn ich jetzt so ein Problem identifiziert und festgestellt habe, da ist die Stimmung schlecht, was kann ich dann tun?

Oliver Ratajczak: Das Problem beseitigen. Punkt. So einfach ist die Lösung. Also, wenn ich schon weiß, was das Problem ist, ist es eigentlich kein Problem mehr. Die Hauptherausforderung ist herauszufinden, woran liegt ist. Und wenn ich eines festgestellt habe in den letzten 19 Jahren, dann ist es immer, den Punkt zu finden, an dem man den einzelnen Menschen erwischen kann. Was hat der einzelne Mensch davon, wenn ich das mache, was hat der davon oder was muss ich tun, damit es dem besser geht, eher Feierabend hat, schneller nach Hause gehen kann, seine Arbeit effizienter hinkriegt et cetera, das ist der Punkt. Viele Leute sind egoistisch veranlagt. Das hört sich total doof an, aber jeder denkt meistens an sich. Und die wenigsten Angestellten denken so: “Oh, ich opfere meinen letzten Blutstropfen für das Wohl der Firma”, sondern denen geht es darum: “Im Zweifelsfall will ich hier mein Geld verdienen, ich will ein bisschen Spaß haben in der Zeit, in der ich hier arbeite und ich will sinnvolle Dinge tun.” Und da muss man herauskriegen, woran liegt es, was kann ich tun, damit ich diesem einen helfe. So allgemeine Veranstaltungen, wie “wir fahren alle mal in den Wald für einen Tag und bauen da eine Brücke und haben uns alle lieb”, davon halte ich nicht so viel. Weil, das ist meistens sehr plakativ. Personalabteilung, der Chef kommt an, sagt: “Personalabteilung, da ist schlechte Stimmung, mache mal was!” Dann gehen die googeln und suchen: “Seminar, schlechte Stimmung”, und Zack, dann kriegen die so ein Seminar und dann fahren die alle in den Wald und bauen eine Brücke. Und das ist es halt nicht. Ich habe das bei mehreren Kunden beobachtet, dass die genau solche Events gemacht haben, vor mir, und die Stimmung ist an solchen Tagen manchmal auch deutlich schlechter geworden danach, weil man sich dann nicht aus dem Weg gehen konnte. Man war plötzlich zusammen, man wurde auch noch von irgendeinem Trainer dazu verdonnert, zusammenzuarbeiten an irgendeinem Thema und das wurde teilweise so richtig schlecht, mit einem Schaden, ausgeführt. Also die globale Lösung “Macht das einen Tag, dann ist es gut!”, das ist es nicht. Also deswegen sind meine Workshops immer so aufgebaut, dass man an einem Tag zusammensitzt, herausfindet, wo liegt überhaupt das Problem und dann gibt es meistens Einzelgespräche, um herauszufinden, was für ein Problem hast du konkret mit dem und warum und da spreche ich meistens mit der anderen Seite und dann kriegt man relativ schnell den Punkt heraus. Und das ist ein längerer Prozess, wenn man die Leute begleiten muss. Was nicht teuer und aufwendig ist, aber man muss es regelmäßig tun. Es gibt nicht so eine “feiere und forget”-Geschichte, die viele Personalabteilungen gerne hätten, wo sie einfach sagen: “Komm, wir buchen diesen Workshop, dann ist Ruhe”, und darum geht es eben nicht. Es soll nicht Ruhe sein, sondern die Leute sollen zufrieden zusammenarbeiten sagen: “Ich gehe da ganz gerne hin, am Montagmorgen, und das tut gar nicht so weh” und am Freitagnachmittag sagt man nicht: “Ja!”, sondern einfach nur: “Hey, Wochenende, super, aber Montag ist auch okay.“

Hast du irgendwelche Geheimtipps für uns, wie ich mein Team noch produktiver bekomme?

Oliver Ratajczak: Ja, die geheimen Tipps, die sage ich jetzt, drei Stück. Und wenn ihr die umsetzt, dann funktioniert das immer bei jedem und überall! Und da musst du selber lachen, das ist nämlich Quatsch. Also, diese Geheimtipps, die gibt es nicht, die werden zwar da draußen verkauft, aber das ist immer ein persönliches Ding. Und wenn ich bei einem sicher bin, es geht darum, herauszufinden, was will der Mensch, nicht der Mitarbeiter, sondern der Mensch dahinter. Warum ist der da, um Geld zu verdienen und die Zeit möglichst wenig mit Arbeit zu verbringen? Eigentlich nicht. Sondern viele Leute wollen einfach sinnstiftende Dinge in ihrer Zeit tun. Und wenn man sich die ein bisschen entfalten lässt, dann führt das automatisch dazu, dass sie kreativer werden, dass sie ein bisschen mehr links und rechts gucken, dass sie  sich in der Mittagspause vielleicht nicht immer zu denselben Kollegen hinsetzen, sondern vielleicht einfach mal zu irgendwelchen anderen Kollegen aus einer anderen Abteilung und dann einfach mal ins Gespräch kommt. Oder dass man Fahrgemeinschaften hat, die nicht abteilungsspezifisch  sind und dann einfach zwangsläufig, wenn man im Stau steht, über irgendwelche Themen redet und dann plötzlich feststellt: “Ach, guck mal, ich dachte eigentlich, das ist der Herr Müller aus der Buchhaltung, aber eigentlich ist es der Thomas, der zwar in der Buchhaltung arbeitet, aber eigentlich genauso Kakteen züchtet wie ich”, und dann hat man so einen Verbindungspunkt. Und wenn die sich da wohlfühlen und das Gefühl haben, ich tue etwas Sinnvolles in meiner Zeit, dann führt das zwangsläufig dazu, dass die Leute produktiver werden, weil sie nicht damit beschäftigt sind, achtzig Prozent der Zeit zu überlegen: “Oh Gott, ich darf nicht auffallen, wenn einer mitkriegt, dass ich überfordert bin, dann habe ich ein Problem. Wenn einer mitkriegt, dass ich unterfordert bin, dann wird das schwierig.” Dann haben die einfach Spaß und kommen in einen Flow hinein und arbeiten mit den Leuten und mit den Kollegen und das führt deutlich zu erhöhter Produktivität.

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