Gelegentlich verwenden Unternehmen besondere Formulierungen, die “dem Kunden” ein bestimmtes Verhalten klar machen sollen. “Umgekehrte Wagenreihung” ist nach meinem Empfinden eine davon.

Damit Sie sich ein besseres Bild davon machen können, was ich meine, habe ich direkt einmal die Kundenbrille aufgesetzt. Im ersten Blogbeitrag schildere ich deshalb, was ein Kunde eines Bahnunternehmens am frühen Morgen erleben kann.

 

umgekehrte wagenreihung Schritt 1

früh aufstehen
*juchu…*

umgekehrte wagenreihung Schritt 2

zum Bahnhof fahren
z.B. mit dem Auto

umgekehrte wagenreihung Schritt 3

Parkplatz finden
z.B. im Parkhaus oder an der Straße mit Fußweg

umgekehrte wagenreihung Schritt 4

ausgedrucktes Ticket finden & Abfahrtzeit und Gleis merken
Abfahrt um 05.56 Uhr von Gleis 3

umgekehrte wagenreihung Schritt 5

zum Gleis 3 gehen
… I’m walking….

umgekehrte wagenreihung Schritt 6

Ticket wiederfinden und Zugnummer, Wagen- und Sitzplatznummer merken
ICE 4711, Wagen 27, Platz 81

umgekehrte wagenreihung Schritt 7

Wagenstandsanzeiger auf dem Bahnsteig finden und passenden Gleisabschnitt herausfinden
Wagen 27 hält in Gleisabschnitt F

umgekehrte wagenreihung Schritt 8

„Reise“ zu Gleisabschnitt F antreten
… I’m walking….

umgekehrte wagenreihung Schritt 9

Durchsage hören:
„…verkehrt heute in umgekehrter Wagenreihung“

umgekehrte wagenreihung Schritt 10

Argh! Argh
versuchen den nun gültigen Gleisabschnitt zu ermitteln

umgekehrte wagenreihung Schritt 11

Schnell irgendwo in den Zug 
springen und sich quer durch
den Zug zum reservierten
Platz bewegen…
wie die anderen neu zugestiegenen Gäste mit Ihren Koffern auch… nur eben in der entgegengesetzten Richtung… 8-(

 

Problematisch ist, dass zwischen Schritt 10 (Erfahren, dass der Zug in umgekehrter Wagenreihung fahrt) und Schritt 11 (man muss in den Zug springen, egal, wo der Wagen mit dem reservierten Platz) gefühlt nur eine sehr kurze Zeit bleibt, um den neuen Gleisabschnitt zu ermitteln.

 

Hat man dank Wagenstandsanzeiger den Gleisabschnitt seines Wagens (hier die Nr. 27) ermittelnt:

Beispiel: normale Zugreihung

so ist es nicht schwer sich ‘auszurechnen’ in welchem Gleisabschnitt in etwa sein reserveiert Sitzplatz halten wird:

Beispiel : umgekehrte Wagenreihun

bleibt nur: I’walking…

Komplizierter wird das Ganze aber bei gekoppelten Zügen, die dann z.B. auf der halben Strecke getrennt werden:

Beispiele gekoppelte Zuege umgekehrte Wagenreihung

A ist die Ausgangssituation laut Wagenstandsanzeiger. Wenn der gesamte gekoppelte Zug gedreht würde, wäre Variante B richtig, was wieder zu I’m walking… führt. Aber woher weiß der von der Ansage “… heute in umgekehrter Wagenreihung…” überraschte Fahrgast, in welchem Gleisabschnitt sein reservierter Sitzplatz in etwa zu finden ist? Eines der noch wenigen ungelösten Geheimnisse der Menschheit, die vielleicht mir einer mitdenkenden App lösbar wäre. Ich harre mal den zukünftigen Entwicklungen, die da kommen und vertreibe mit in der Zwischenzeit die Wartezeit mit einem alten Werbespot 😉

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