Hat Liebe etwas im seriösen Businessumfeld zu suchen?

Michael Retzlaff arbeitet derzeit an seiner Master-Thesis zum Thema „Wie auf Liebe basierte Führung funktioniert“. Im Rahmen dieser Arbeit hat er mich dazu interviewt und ich fand die Fragen so spannend und anregend, dass ich sie dir nicht vorenthalten möchte...

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Wertschätzende Führung – Wie eine gute Führungskultur und die Zufriedenheit der Mitarbeitenden zusammenhängen

Genauso wichtig, wie die Kunden für den Erfolg eines Unternehmens sind, sind es auch die Mitarbeitenden. Dabei steigen die persönlichen Ansprüche jedes Mitarbeitenden aktuell rasant an. Wie wichtig vor diesem Hintergrund eine positive Führungskultur mit einem wertschätzenden Führungsstil ist, erfährst du hier:

Schön, dass du wieder dabei bist. Heute geht es tatsächlich um Liebe im Businessumfeld. Verrückt, was? Nein, eigentlich nicht wirklich.  Apropos Liebe im Businessumfeld, wie kommen wir drauf? Michael Retzlaff, du kennst ihn wahrscheinlich aus dem Blickwinkel Kunde Club oder aus der Podcastfolge Nummer 56 über den Führungsansatz der Toyota Kata. Also Michael arbeitet derzeit an seiner Masterthesis zum Thema “Wie auf Liebe basierte Führung funktioniert?” und im Rahmen dieser Arbeit hat er mich dazu interviewt und ich fand die Fragen so spannend und anregend, dass ich sie dir einfach nicht vorenthalten möchte. Also hören wir direkt rein und los geht’s.

Hallo Oliver, ganz herzlichen Dank, dass du dir die Zeit nimmst und mich bei der Masterarbeit unterstützt.

Aber sehr gerne, ist ja für einen guten Zweck, wie ich immer sage.

Wie wichtig ist eine wertschätzende Führung in der Praxis?

Ja, richtig, genau, genau. Wir steigen direkt ein, weil wir wenig Zeit haben. Wenn du sagen solltest, hinsichtlich Management-Philosophie, was ist die beste Art, ein Unternehmen zu leiten?

Die Sucht nach der ultimativen Lösung, dem Einschalter, dem Zaubersalz, ist immer ein bisschen schwierig, hängt ja stark vom Unternehmer, vom Land, von der Kultur der Leute etc. Natürlich ist…

Nehmen wir ein Unternehmen in Deutschland.

Ja, selbst das ist noch eine riesige Brandbreite.

Dann aus der Privatwirtschaft, also Schulen, Behörden, Armee, können wir alles ausschließen.

Ja, sehr gut. Zu den anderen bin ich auch wahrscheinlich nicht so aussagefähig. Aber ja, Wertschätzung ist ein riesiges Thema. Egal wo du bist, wenn du deine Mitarbeiter nicht anständig mitnimmst, fliegt dir das Ganze nachher um die Ohren. Du kannst deine Prozesse so gut aufsetzen, wie du willst. Wenn irgendwelche Menschen drin vorkommen und damit Kontakt haben, kümmere dich als Vorgesetzter um Sie. Also es gibt ja so Unternehmen, Startups, die versuchen alles mögliche wegzuautomatisieren. Die haben irgendwelche Startup-Bücher gelesen, da steht drin “Versuche den Kontakt zum Kunden zu minimieren”. Und die versuchen das dann auch, aber das klappt natürlich vorne und hinten nicht. Also das wird nur, Du wirst nur wirtschaftlich erfolgreich sein, wenn deine Mitarbeiter anständig miteinander arbeiten, die richtige Information zur richtigen Zeit am richtigen Ort haben und ab und zu Wertschätzung erfahren. Nicht im Sinne von “Zeit für Wertschätzung, ich schick noch eine E-Mail mit einem lustigen Bild”, sondern ernst.

Das Organigramm: Nur eine Darstellung der Hierarchie zwischen Führungskraft und Mitarbeiter?

Wenn wir jetzt Richtung Organisation denken, wie sieht das ideale Organigramm aus? Was sind die … Was sollte ein Fokus sein? Also sind es jetzt eher Prozesse, ISO 9001, Lean, Agilität? “Fear of Constraints”, was würdest du sagen, aufgrund deiner Erfahrungen, was du gelebt hast?

Ich bin ja kein Freund von Zertifizierung und ISO-Geschichten, wenn ich mal konstruktiv und ehrlich bin, weil es täuscht ein bisschen Sicherheit vor, habe ich das Gefühl. Man hat alles mal aufgeschrieben, man hat alles mal dokumentiert und dann freut man sich, weil man hat ja alles. Das was was gelebt wird ist im unternehmen ja immer was anderes als in den Iso-Prozessen steht also habe ich noch nie anders erlebt und ich bin seit 21 Jahren dabei. Immer anders und woran liegt das weil die Leute versuchen halt sinnvolle dinge zu tun weil der Mensch ist manchmal faul und dann versucht er halt dinge zu tun die ihm am wenigsten Aufwand machen was ja gut ist wenn das nicht auf Lasten der anderen Abteilung geht, wenn alle so ein bisschen faul sind und damit praktisch die Prozesse optimieren alles gut. ein Organigramm muss man das haben geht es um Hierarchien weiß ich nicht ein Organigramm kann dafür sorgen dass Leute sagen oh ich darf nur auf meiner ebene kommunizieren auf meiner Hierarchie eben was extrem schwierig ist ich glaube, Organigramm kann man hinschreiben wenn es dabei hilft rauszukriegen sozusagen wer ist für was zuständig, Das finde ich gut. Das ist auch wichtig, dass man das kommuniziert. Aber sozusagen zu sagen, das ist die Berichtslinie und der darf nur mit dem und der darf nur mit dem und der darf dann mit dem Geschäftsführer sprechen, und nur der darf Feedback geben,  das ist alles ein bisschen schwierig. Also Aufgaben, Verantwortlichkeiten, klar kommunizieren und auch schriftlich gerne irgendwo hinschreiben, gut. Organigramm auch gut, aber trotzdem abteilungsübergreifende Kommunikation ermöglichen, wo es nur geht.

So kann ein wertschätzender Führungsstil direkt einen Einfluss auf den Unternehmenserfolg haben

Okay, wenn wir zum Erfolg des Unternehmens kommen, wann ist ein Unternehmen erfolgreich?

Ich erinnere mich an meine erste Ausbildung damals in der Unternehmensberatung Schwedisch-Finnisch. Da war ein uraltes Urgestein bei meinem Chef-Chef sozusagen, der damals diese Ausbildung auch nochmal bekommen und der sagte ein Projekt ist erfolgreich, wenn der Kunde zufrieden ist. Und ich muss sagen, die Definition finde ich eigentlich ziemlich super. Also ein Unternehmen ist erfolgreich, wenn der Kunde zufrieden ist und die sogar nicht nur zufrieden sind, sondern bereit sind, Geld dafür auszugeben, was man mit denen tut oder für die tut.

Ja, was würdest du sagen, sind die wichtigsten Kennzahlen, um das zu messen?

Kannst du von deinem Geschäft leben? Das ist eine entscheidende Frage, weil manche Leute sagen, der Kunde wäre aber zufriedener, wenn ich es billiger mache und dann fängt man an, interne Prozesse zu vergeigen und dann ist das alles nicht mehr so richtig. Es fängt an zu holpern, das ist schwierig. Es muss eine Partnerschaft auf Augenhöhe sein, beide Parteien müssen damit leben können und sagen, oh ist okay, fühlt sich gut an, dann ist in Ordnung. Kennzahlen, keine Ahnung, kannst jetzt einen BWLer fragen und irgendwie Umsatz, Pipapo, Gewinn dranhängen, hohe Ertragsmarge und so ein Gedöns, kann man machen, aber viel wichtiger ist eigentlich, dass sich die Leute wohlfühlen, dass die da am Montagmorgen nicht sagen, oh Montag ich kriege einen Anfall und am Freitag nicht sagen, oh shit, tschüss, bin weg. Und wenn es dem Kunden genauso geht und der halt sozusagen den ganzen Prozess durchlebt von ich nutze ein Produkt oder eine Dienstleistung, habe daran Spaß und gebe positives Feedback, ich finde es sogar so gut, dass ich es meinen Freunden weiterempfehle, dann ist das gut und ein großer Erfolgsfaktor. Das ist ein Konglomerat aus verschiedensten Sachen, die man messen kann, Kundenzufriedenheit, aber Vorsicht, bei allen Dingen, die man misst, misst man auch manchmal Mist, also man darf nicht immer so kennzeichnend, glaube ich, sein. Wir haben sieben gemessen, 6,9 reicht, also ist der Kunde zufrieden? Nee, kann einfach nur blöd gefragt sein. Deswegen versuche ich immer Kennzahlen bestmöglich zu vermeiden. Und wenn ich jetzt komme mit “Spür doch mal rein, wie fühlt sich das an?” Da hört sich das ein bisschen esoterisch an, ist aber nicht so gemeint.

Kunde, Lieferant und Mitarbeiter – Die Wichtigkeit von Beziehungen

Und es liest sich fast nahtlos an. Was würdest du sagen, welchen Stellenwert hat der Kunde für das Unternehmen?

Eigentlich genau exakt denselben Stellenwert wie die Mitarbeiter in meiner Philosophie. So von wegen der Kunde ist der König und der sagt uns, wo es lang geht und wir müssen uns alles für den Kunden tun, ist totaler Quatsch. Das ist wie in einer Beziehung, heißt ja auch Kundenbeziehungsmanagement. Wenn man sich nicht wohl fühlt und das Ganze nicht auf Augenhöhe funktioniert, wird es langfristig nicht funktionieren. Das heißt eher Buddy und Kumpel der Kunde als der, nach dem wir uns alle richten müssen, auch wenn es weh tut.

Und welchen Stellenwert haben dann Lieferanten? Um dann die Supply Chain komplett zu machen?

Oh mein Gott, das erinnert mich an einen Artikel, den ich 2002 geschrieben habe, da habe ich damals Stakeholder Relationship Management genannt, habe alle Stakeholder eines Unternehmens aufgelistet und habe gesagt, ey, das, was wir in Richtung Kunden-Customer Relationship Management versuchen, müsste man eigentlich Richtung alle Stakeholder machen. Haben mich irgendwie alle möglichen Fachleute angeguckt und haben gesagt, bist du bekloppt, wir kriegen das eine noch nicht mal geregelt, wie sollen wir denn sieben verschiedene Sachen regeln, das ist ja viel zu kompliziert. herzlich willkommen in der Realität das ist nun mal so kompliziert und deswegen Lieferanten zu knechten macht doch auch keinen sinn die Automobilindustrie ich meine was machen die da da gehen Leute einfach beim beim Zulieferer vorbei und sagen, super ich gucke mir jemand eine Produktionsstraße an okay da kannst du noch viel einsparen deswegen ziehen wir dir da schon mal bei den Einkaufspreisen in zwei Jahren ab. Was ne Idee das kann man ja mal gerne bei Tante Emma probieren die scheucht dem aus dem Laden. Partnerschaft auf Augenhöhe und sich auf Augenhöhe begegnen. Man muss sich noch ins Auge schauen können. Wenn irgendeiner darunter leidet, dann wird noch der nächste darunter leiden, im Zweifel der Kunde, weil es irgendwann durchschlägt.

 

Authentizität als wichtiger Grundstein für Mitarbeitergewinnung

Okay, wenn wir jetzt das Netzwerk wieder reduzieren aufs Unternehmen und Richtung Mitarbeiter im Unternehmen gucken, wie findet man am besten neue Menschen fürs Unternehmen?

Oh, da habe ich eine ganz einfache Antwort. Sein. Einfach mal so sein wie man ist und das nach außen gerne tragen nicht im Sinne von hey wir machen jetzt mal fancy Veranstaltung und filmen uns dabei und zeigen das vielleicht einfach mal ganz normal. Vielleicht mal ein Mann in der Buchhaltung und seine Teammitglieder zeigen, der sagt das ist übrigens hier mein tag so sitze ich hier so machen wir das und wenn du dir vorstellen kannst hier neben mir zu sitzen und ich nicht ganz unsympathisch bin dann komm mal lass uns mal reden. Und nicht dieses, wir setzen eine Personalabteilung drauf, die einen Standard-Ausschreibungstext nimmt und dann macht man noch ein paar fancy Sachen rein. Wir haben auch einen Kicker und außerdem gibt es den Obstkorb. Das funktioniert so nicht richtig wirklich.

Wie erkennt man im Rekrutierungsprozess und nachher Potenzial bei den Menschen im Unternehmen?

Auch wieder mal eine total doofe Antwort sprechen und mit den Leuten ab und zu mal ins Gebet gehen. wenn man Mitarbeiter hat, von denen, die nebenbei studieren, abends, eine riesen Leistungsbereitschaft haben und das weiß eigentlich keiner, geschweige denn der Chef, das ist ihm auch egal, dann ist das vielleicht eine blöde Situation. Warum machen die das? Weil die sich weiterentwickeln wollen. Wenn ich denen den Weg abklemme und sage, nee, ist egal, du kannst dich weiterentwickeln, wie du hier willst, aber bei uns arbeitest du an dieser Stelle, an diesem Zahnrädchen-Position, dann darf man sich nicht wundern, wenn die weggehen. Also muss man ab und zu mal mit denen reden. Und da geht es einfach darum, fühlst du dich hier wohl? Und was könnten wir besser machen? Und natürlich, geht wieder auf Augenhöhe, es geht nicht nur um den Mitarbeiter, der ist ja gerade sozusagen ein rares Gut, deswegen darf der fordern, was er will. Nee, das muss schon zusammenspielen.

Vorteile einer wertschätzenden Führung – oder ist doch nur das Geld wichtig?

Und was würdest du sagen, wie wichtig ist Geld an der Stelle? Also wenn man Richtung Löhne und Gehälter denkt. Vielleicht auch jetzt im Schnitt, also um es nicht ganz zu groß zu machen, aber im Vergleich zur Branche.

Also du meinst manche Branchen, die haben immer das Mantra, dass sie vor sich her tragen und sagen bei uns kann man nicht so viel verdienen, aber es gibt hier folgende Vorzüge, wir haben auch ein Obstkorb.

Zum Beispiel.

Ja, also Geld motiviert eine gewisse Zeit, aber viel kürzer als man so denkt. Also die nächste Gehaltserhöhung ist dann auch relativ schnell aufgezählt. Egal, wen man anschaut da draußen, egal wie viel Geld die Leute verdienen, niemand hat genug gefühlt. Also weil dann wird halt einfach die Yacht größer und die nächste Yacht. Und außerdem brauche ich noch eine Yacht da und ein Haus hier und ein Flugzeug da. Also ich übertreibe. Du weißt, du kennst mich. Die Ansprüche steigen halt mit dem wachsenden Gehalt. Das heißt, das Geld wird im Zweifelsfall nie so richtig reichen. Ich halte Geld für einen extrem schlechten Multiplikator. Das ist so ähnlich wie beim Verkaufen. Wenn der Verkäufer nur noch über den Preis gehen kann, sagt “Kauf lieber Kunde, ich mache es dir auch billiger”, dann sind halt schon viele Sachen schiefgelaufen. Weil eigentlich ist der Preis das letzte, Ultima Ratio sozusagen, mit dem man noch dran drehen kann. Komm doch bitte, bitte zu uns, wir legen noch 1000 Euro drauf. Aber wie lange hält das? Das ist auch nicht sinnvoll. Natürlich muss man gucken, dass man im Wettbewerb gut dasteht. Aber man kann mit deutlich mehr gut dastehen als mit Geld.

Was würdest du sagen, wie sollten die Menschen im Unternehmen vom Unternehmenserfolg profitieren?

Gerne natürlich direkt, also im Sinne von unserem gesamten Unternehmen geht es besser, dann habe ich mehr in der Tasche. Das ist das, was extrem viele Leute gut verstehen. Das Problem ist, unserem Unternehmen geht es schlecht, dann habe ich weniger in der Tasche, das akzeptieren ja die wenigsten. Das ist nun mal einer rechtlichen Regelung geschuldet, darüber kann man reden. Aber dieser direkte Bezug ist halt gut. Und, wie soll ich sagen, also ich hatte mal für einen Kunden kurz gearbeitet, der sich tatsächlich für die gesamte Belegschaft gestellt hat, hat den Vertriebsmenschen hervorgeholt und gesagt, das hier ist unsere wichtigste Abteilung, das sind die Besten, die machen hier alles und die holen unser Geld ran. Ja, weil die IT den ganzen Quark im Hintergrund versucht zu regeln, die den Kunden das Blaue vom Himmel versprochen haben. Und das geht halt nur zusammen. Verrückter Ansatz eigentlich, ne?

 

Wie kann man eine wertschätzende Führungskultur im Unternehmen verankern?

Ja, das Teamwork. Du hast eben schon angesprochen, dass die Menschen im Unternehmen sich am besten sonntags dann auch schon auf den Montag freuen.

Ja, im Idealfall. Man muss es jetzt nicht übertreiben.

Ja, aber was würdest du sagen, wie kriegt man das hin, dass das passiert?

Es gibt ja viele, es gibt zum einen so ein Sprichwort in Deutschland, so Arbeit ist Arbeit und Schnaps ist Schnaps. Und da gehe ich hin, da bin ich der Professionelle und da bin ich der Private. Und ich glaube diese Trennung ist nicht so gut weil eigentlich sind wir Menschen und wir wollen nicht mit dem Herrn Müller den Buchhalter arbeiten sondern vielleicht dem Thomas der auch Kakteen züchtet weil ich sammeln auch Kakteen und dann kommt man ins Gespräch und so und das macht halt extrem viel aus. Und wenn man dann sozusagen dahin geht wo noch andere sind die vielleicht ähnliche Hobbies haben mit dem man sich versteht mit dem man gut über das letzte Fußballspiel reden kann zufälligerweise auf der Arbeit dann ist das gut. Als Chef braucht man sich nicht der Illusion hergeben, dass alle Leute so fürs Unternehmen brennen, wie im Zweifelsfall derjenige, dem 80 Prozent des Ladens gehören.

Was würdest du sagen, welche oder wie weitreichend sollten die Entscheidungen sein, die die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter selber treffen dürfen?

Das setzt eine gewisse Hierarchie voraus. Diese Ebene darf bis da entscheiden, diese Ebene darf bis da entscheiden. Aber vielleicht ist derjenige, der ganz unten ist und nur bis 50 Euro entscheiden darf, hat aber eine geile Idee, die dem Unternehmen, dem Konzern Millionen sparen kann oder so. Warum kann der das nicht rausbringen und sagen, pass mal auf, wenn wir hier das Geld investieren dann, und ohne durch die ganze Hierarchie durchzuklappern und zu sagen, ich muss das meinem Chef, dem Teamleiter, der Teamleiter, der Abteilungsleiter, Abteilungsleiter, Bereichsleiter, Geschäftsführer, irgendwann dann dem obersten Vorstand und der muss dann die Millionen locker machen. Vielleicht kann man das einfach mal ein bisschen logischer machen. Vielleicht in der Pitch, wo Leute sich hinstellen auf die Bühne und sagen, “Pass auf, Freitag, Nachmittag haben wir hier zwei Stunden und da könnt ihr auf die Bühne gehen und könnt einfach sagen, wir haben eine Idee, Chef, wir würden das vorstellen und der Beste wird prämiert und kriegt die Kohle.” Kann man sich mal ausdenken, ob das so funktioniert. Dazu muss man ein bisschen mutig sein.

 

Die Vision eines Unternehmen: Ist Sie den Mitarbeitenden überhaupt wichtig?

Ja. Wenn wir jetzt Richtung Vision denken oder Basis, warum tue ich das Ganze eigentlich, Was würdest du sagen, wie wichtig ist eine Vision für das Unternehmen?

Oh je, da fragst du mich den falschen. Also wenn ich jetzt ganz ehrlich bin, das darf ich gar nicht sagen, aber wie hoch ist der Anteil der Mitarbeiter, die die Vision des Unternehmens interessieren? Jetzt denkt man natürlich, das ist ganz hoch. Ist aber selten. Weil die arbeiten da gar nicht mit, sondern da kommt irgendeine fancy Agentur sind ein paar Leute und dann fährt man irgendwie hin, macht irgendwas tolles und am Ende kommen so goldene Lettern, die hängt man dann in die Firmenzentrale vorne in die Eingangshalle und das ist dann die Vision. Aber steht da jeder hinter? Hat da jeder zugestimmt? Ist das sozusagen, pass auf, das ist übrigens unsere Vision, wenn du die hier nicht unterschreibst mit Blut, dann kommst du gar nicht in ein Vorstellungsgespräch. Nee, doch, komm, ach komm nochmal und so. Also die Idee dahinter ist gut, aber gefühlt wird sie kaum gelebt.

Wie sollte man es besser machen?

Ja man kann man kann sich Regeln aufstellen und sagen pass auf wir sind eigentlich dafür da, Punkt aber die gilt dann so lange bis Leute sagen, ist das wirklich so können wir da nicht noch was dran schrauben fehlt da nicht noch ein Halbsatz also ist eine Vision nicht eher so ein lebendes Konstrukt und, das ist eine Vision, unsere Vision für die nächsten 5, 10, 100 Jahre. Der Markt ändert sich ja auch, man muss darauf reagieren. Und ich glaube, spätestens nach Corona sollte jeder begriffen haben man muss echt ein bisschen locker in der Hüfte und flexibel bleiben und schnell Entscheidungen treffen können und auch mal sich was ändern können. Also die kommunizierte Vision, da bin ich ja falsch Ansprechpartner dafür, glaube ich.

 

Ein Blick auf und in sich selbst – was empfindet man selber als wertschätzend?

Ja, wenn wir vielleicht ein bisschen auch zu dir kommen, was würdest du sagen, ist dir wichtig, was sind deine Werte?

Ich möchte in meiner Lebenszeit, die ich auf dieser Erde habe, sinnvolle Dinge tun. Also ich möchte in zweitens den Planeten einfach besser hinterlassen, als ich ihn vorgefunden habe und das tue ich den ganzen Tag, gefühlt. Ich mache Dinge, wo ich denke, das ist sinnvoll. Nicht, weil jemand gesagt hat, das ist sinnvoll, das zählt auf die und die Bilanz ein, sondern ich denke, in meinem Einflussbereich mache ich Dinge, die dazu tun, dass die Welt ein bisschen besser wird. Ja. Rede ich mir das ein? Nee, glaub ich nicht. Ich bin ja selbstständig und kann’s beeinflussen, für wen ich arbeite, mit wem ich arbeite und was ich da mache. Und, ja … Das treibt mich an. – Mhm. Ja. Das fehlt jetzt ein bisschen die Rolex und die Yacht, muss ich zugeben, aber so ticke ich halt nicht.

Alles gut. Was würdest du sagen, hat dich zu dem gemacht, der du heute bist?

Das ganze Leben, jede einzelne Entscheidung meiner Erziehung, meine Schulausbildung, meine Entscheidung, relativ schnell mit dem 64er anzufangen, dann schnell festzustellen, Basic ist langweilig, mir Assembler beizubringen, in die IT abzurutschen, Vortrag 77 in meiner Promotion zu programmieren zu müssen dürfen logisch zu denken meine mein Studium in der Chemie wo viele sagen das machst du ja gar nicht mehr obwohl ich doch mache weil ich kümmere mich um dass die Chemie in unternehmen stimmt aber eher im sinne von zwischen Menschen und nicht zwischen Molekülen. Das hängt ja alles da zusammen jeden tag erlebe ich irgendwas wo ich denke will ich das so machen wenn ich an der stelle wäre nein und dann ist es sozusagen mein mein Lebensmotto ein bisschen wieder verändert.

Wenn es mal nicht so gut laufen sollte was hilft dir Durststrecken zu überstehen.

Freunde. Freunde Freundschaften die friemily wie manche Leute das nennen also Familie und freunde. Weil darum geht es ja ich meine unsere zeit hier auf dem Planeten ist endlich und da muss man einfach sinnvolle dinge tun und dazu gehört halt auch die Interaktion mit anderen Menschen böse ausgedrückt im Zweifelsfall einfach zusammensitzen bei einem Wein.

 

Sollte man Emotionen im beruflichen Kontext zulassen? – Die “Liebe” im Unternehmen

Und kannst du gerade im beruflichen Kontext Emotionen zulassen.

Ich persönlich? Ja also halte ich auch für unabdingbar hört sich blöd an das heißt jetzt nicht an ich muss den Kollegen anschreiben natürlich nicht aber man wir sind doch alle Lebewesen und keine keine Maschinen also und selbst die lernen langsam Gefühle gefühlt dank und sonstigen Gedöns. Ich glaube eben Arbeit des Arbeitens Schnaps Schnaps so hart zu trennen ist ein Fehler und ich glaube, warum nicht ich meine dass man jetzt nicht im Meeting anfängt zu heulen ist halt eine Geschichte aber dass man sagen kann er das richten jetzt aber echt auf das geht mir total und so dann kann man halt mal sagen, da geht es lang das ist der weg den ich sehe wenn du den anders siehst lassen sie reden aber, ich erlebe viele unternehmen die extrem weichgespült miteinander kommunizieren sowas wie, Oh, in einer Abteilung hat mal jemand sowas in die Richtung gemacht. Das kam aber woanders nicht gut an, wo ich denke, wer soll bitte irgendwas mit dieser Information anfangen? Keiner. Der Thomas macht immer Scheiße und zwar das, deswegen verlieren die da Umsatzaufträge, blablabla. Und deswegen müssen wir daran ändern. Ja, das war der Thomas-Punkt. Also halt mal ein bisschen konkreter werden.

Was würdest du dann sagen, wie wichtig sind Konflikte in einem Unternehmen?

Ohne Konflikte geht es ja nicht. Also wer sich anmaßt ein Unternehmen zu bauen, was einfach auf alle Änderungen da draußen am Markt immer reagieren wird, sodass alles butterweich durchläuft und wir haben ja für diesen Fall eine ISO-Zertifizierung, da machen wir das Handbuch auf, da steht es, das machen wir jetzt. Ist ja illusorisch, ist ja totaler Quatsch. Irgendwas passiert immer, da muss man schnell reagieren, dann sagt einer, seid ihr bescheuert, warum macht ihr denn das? Wir machen das, weil das, um den Kunden zu retten, ah ok, lasst uns reden. Also man muss einfach miteinander sprechen, und zwar die ganze Zeit und kontinuierlich. Und dann hat man auch eine Chance, eben auf andere Begebenheiten zu reagieren. Und Konflikte gehören nun mal dazu. Weil jeder, wie soll ich sagen, denkt oft manchmal an sich und seine Befindlichkeiten und sieht dann halt das große Ganze nicht. Und manchmal muss man einen ein bisschen zurechtrücken.

Und wenn du dich selber einstufen müsstest, würdest du dich eher als introvertiert oder extrovertiert bezeichnen?

Ach Gott, das sind die sieben Typen in mir gefühlt, die sind alle ein bisschen unterschiedlich. Wenn ich auf der Bühne bin, bin ich wahrscheinlich eher extrovertiert, was ja auch sozusagen zum Job gehört, wenn ich da irgendeine Keynote halte. Introvertiert wird ja manchen Leuten vorgeworfen, die sind introvertiert, die sitzen da nur rum, die sprechen mit keinem, die denken viel, ich denke aber trotzdem viel. Also diese Klassifizierung ist ein bisschen schwierig. Und wer mich kennt, es gibt wahrscheinlich Freunde, die sagen, du auf der Bühne kann ich mir gar nicht vorstellen. Und manche sagen, du nur auf der Bühne kann ich mir vorstellen. Also in mir ruhen, schlagen mehrere Herzen.

Richtung Ausklang jetzt dann doch schon, im Geschäftsumfeld. Was hältst du da von dem Begriff Liebe? völlig verstörend und aufrütteln und genau deswegen reden wir hier weil ich gesagt habe liebe in dem Kontext ist schwierig versteht glaube ich kein Mensch da draußen weil die besser als privates und so aber eigentlich passt das total gut zu der Botschaft die ich die ganze zeit da draußen verbreitet seit über 20 Jahren: Kundenbeziehungsmanagement. Baue eine Beziehung zu deinen Kunden auf nenne es nicht liebe weiß ich nicht und baue eine Beziehung zu deinen Mitarbeitern auf wenn du einfach nur der böse Chef bist ist das was anderes als wenn das der Thomas oder der Herr Müller ist der immer ein bisschen schwierig ist weil es einen Fußballverein verloren hat am Samstag. Ich halte das für ein bisschen übertrieben weil liebe man ja immer nur im privaten Sektor packt, finde den Begriff aber sehr witzig, weil er einen dazu anregt, darüber nachzudenken, wie stark ist man konform und ISO-zertifiziert Prozesse befolgend und wie stark ist man eigentlich Mensch? Deswegen finde ich das eigentlich sehr schön.

Das ist so die Frage nach dem Offenen.

Welche Frage hätte ich noch fragen sollen?

Oh du, das weiß ich gar nicht. Wie es mir geht, was ich am Wochenende mache. Ich werde meinen neuen Garten ein bisschen Rasen mähen. So.

Okay, dann zusammenfassend als letzte Frage.

Gibt es den “besten Führungsstil”?

Was macht für dich die beste Art aus, ein Unternehmen zu führen? Und wie würdest du diesen Führungsstil beschreiben und nennen?

Ich lasse mich nicht in Schubladen drängen, deswegen nenne ich ihn nicht. Die Art der Führung heißt bei mir Flexibilität. und ein bisschen locker in der Hüfte bleiben und auf Veränderungen reagieren und viel sprechen. Und nicht nur sprechen im Sinne von “Oh, ich sehe gerade, meine Assistentin hat mir einen Outlook-Termin eingestellt, ich muss jetzt mal wieder ein Jahresgespräch mit meinem blöden Mitarbeiter führen, das nervt mich, dann müssen wir diese blöden Formulare ausfüllen”, sondern sprechen und zwischenmenschliche Beziehungen zulassen. Also mein schlimmstes Beispiel ist eigentlich, wo ich mal in einer Schlange stand, in einer Kantine in einem Großkonzern, und da kam der Bereichsleiter an und hat sich hinter seine Mitarbeiter gestellt und ich dachte, mal gucken, was er jetzt macht, was hat er gemacht. Er hat gesagt, nehmen Sie heute das Wahlmenü A oder B. Ich dachte, na, das ist ja mal richtig persönlich. Das ist ja eher so ein Smalltalk, der euch nicht wirklich näher aneinander bringt. Aber vielleicht so, Mensch, wo geht’s denn Urlaub hin? Oder was macht die Frau, wenn man’s weiß? Wäre eine Chance, näher aneinander anzuwachsen, die leider oft vertan wird.

Ja, wunderbar. Oliver, ganz, ganz herzlichen Dank.

Bitte.

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