Praxis-Talk mit dem Businessphilosophen Gunter Dueck und dem Gründer des Blickwinkel KUNDE Clubs Oliver Ratajczak

Wie sollte man als Führungskraft und Unternehmer damit umgehen? Experimentieren? Ausprobieren? Abwarten? Businessphilosoph Gunter Dueck und Oliver Ratajczak sprechen über Möglichkeiten und Missverständnisse rund um ChatGPT. Höre dir hier diesen exklusiven Praxis-Talk aus dem Blickwinkel KUNDE Podcast an.

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Welche Missverständnisse und Möglichkeiten existieren zu ChatGPT?

Jetzt geht’s tatsächlich los im Blickwinkel KUNDE Livestream heute im Praxis-Talk mit Prof. Dr. Gunter Dueck. Wer ihn noch nicht kennt, den Gunter Dueck, was ich mir kaum vorstellen kann, der ist nicht nur Professor für Mathematik, sondern ehemaliger Chief Technology Officer von IBM, Business Vordenker, hat brillante Bücher geschrieben, wie “Schwarmdumm, so blöd sind wir nur im Team” oder “Flachsinn, ich habe Hirn, ich will hier raus” oder “Keine Sinnfragen, bitte,. Wir arbeiten leidenschaftlich für die Tonne.” Wer seine Keynotes noch nicht gesehen hat, sollte das unbedingt bei YouTube nachholen. Wirklich ein spannender Typ.

Oliver Ratajczak: Hallo herr Dueck, schön dass es geklappt hat. Ich freue mich riesig. Zum fünften, sechsten Mal sind Sie jetzt hier und es ist immer wieder eine Freude mit Ihnen zu sprechen. Wir sind jetzt im Gespräch sozusagen über ChatsCPT, KI, künstliche Intelligenz und was da so alles hinterhängt, weil gerade redet ja wirklich jeder darüber und die Welt scheint eine andere zu sein, wenn man der Presse glaubt.  Wie ist ihr Eindruck?

Gunter Dueck: ich habe mich auch damit beschäftigt. Was mich ein bisschen gestört hat: angeblich in Heidelberg haben die ein besseres Programm. Nein, das hat mich so ein bisschen geärgert. Jetzt habe ich bei ChatGPT mal angefangen, ein paar Fragen zu stellen. Die Deutschen sagen dann, ihr Programm ist besser. Das ist typisch Ingenieur. Ja, also unser Programm ist besser. Dann sagt man, warum macht ihr dann nicht so viel Hype wie ChatGPT. Dann sagen sie: “Ja, dann das kostet wahnsinnig viel Serverkapazität.” Also wenn jetzt die ganze Welt plötzlich da Fragen stellt, wie bei ChatGPT, dann kostet das etliche Millionen oder 100 Millionen oder irgendwas, also irgendwas ganz Schreckliches kostet das. Und das haben wir halt nicht.

Und dann sage ich, pass auf, die ChatGPT hat das hingekriegt, dass Microsoft 10 Milliarden für die Hälfte bezahlt hat. Da spielt das gar keine Rolle, ob ihr da ein paar Server belastet. Da fehlt so der unternehmerische Mut hier. Im Grunde ist das wahrscheinlich gar nicht so schwer, so ein Programm zu machen, weil es überall jetzt wie Pilze aus dem Boden schießt. Jetzt sagen wir bei Twitter immer, du musst das nehmen und das nehmen, und ChatGPT ist gar nicht so gut und so weiter. Aber es gehört jetzt halt zu Microsoft, und das macht irgendwie was aus. Das wird was Größeres natürlich. Und die haben das ganz gut gemacht.

Übrigens, also ich streite mich immer wegen Tesla auf Twitter. Oh, und. Na ja, gestern hat zum Beispiel Audi die Geschäftsergebnisse bekannt gegeben. Wenn ich es ungefähr richtig hinkriege, so was wie 60 bis 70 Milliarden Umsatz und 7 Milliarden Gewinn. Und Tesla hat so was wie 80, 90 Milliarden Dollar Umsatz und 12,6 Milliarden Gewinn. Und dann sagt man, merkt ihr das jetzt so irgendwie. Weil die immer sagen, das wird nicht, das wird nicht, das wird nicht. Heute habe ich heute Morgen so ein bisschen aufs Zettel mit E-Fuels, das muss man haben.

Und dann kam gestern oder vorgestern, ich lese die Zeitung manchmal nicht jeden Tag, also es kann sein vorgestern, oder es kam die Nachricht jetzt, dass Total das Tankstellennetz verkauft in Deutschland, weil sie finden, das bringt nichts mit den Tankstellen. Das hört auf mit den Verbrennern. Heute oder gestern stand in der Süddeutschen, dass der Thyssenchef sagt, sie gehen auf Wasserstoff und nicht auf E-Fuels. Nein, nein.

Dann sagt man, merkt ihr das jetzt irgendwie.

Die Leute sind völlig stur!

Also ich tätige mich überall so ein bisschen, dass man versucht, die Zukunft vernünftig zu prognostizieren, aber die Leute sind völlig stur. Bei ChatGPT ist das noch eine Dimension härter.

Oliver Ratajczak: Ja es haben sich sofort alle drauf gestürzt. Ich treibe mich ja ein bisschen der Suchmaschinenoptimierer-Szene rum und die haben natürlich sofort gesagt super jetzt schreibt die KI für uns Texte; damit können wir das Netz fluten und damit kriegen wir Besucher. Ja herzlichen Dank. Also irgendeine komische Qualität von viel Text schwierig aber es wird wahrscheinlich funktionieren und sie kriegen ihre Besucher um denen was zu verkaufen.

Gunter Dueck: Also jetzt muss man wie früher als google gab muss man doch ego-googeln. Also die meisten kriegen dann “not enough resources” oder so. Ich lese mal vor, was Gunter Dueck ist. Ich habe die Frage gestellt: “Wer ist Gunter Dueck?”

Gunter Dueck ist ein deutscher Mathematiker, Informatiker und Managementberater. Er ist bekannt für seine Arbeit im Bereich der Technologie, seine Ansichten zur Zukunft der Arbeit und zur Gesellschaft im Zeitalter der Digitalisierung. Dueck hat mehrere Bücher veröffentlicht und ist ein gefragter Redner auf Konferenzen und Veranstaltungen. Er ist ein bekannter Experte in den Bereichen Technologie, Wissenschaft und Wirtschaft und wird oft zitiert in den Medien und im öffentlichen Diskurs.

Ich habe bei ChatGPT gefragt, wer ist Gunter Dueck. Das war die antwort.

Oliver Ratajczak: Die Antwort ist gut, oder. Also ich habe allerdings drei, vier Versuche gemacht. Beim ersten Versuch kam, er ist gebürtig aus Stettin in Polen und ist geboren irgendwo, das war falsch. Im nächsten Versuch hat er Informatik in Göttingen studiert, was nicht stimmen kann, weil es dort Informatik gar nicht gab.  Also praktisch von fünf Antworten habe ich zwei solche vernünftigen gekriegt, wo alles irgendwie stimmt.

Man hätte auch die anderen irgendwie das Geburtsdatum ändern können und statt Stettin gebürtig in Hildesheim mit ein paar Änderungen wäre es ganz gut gewesen. Also so ein Faktencheck. Was mich ein bisschen bestürzt hat, ist, dass sie im Grunde jetzt erstmal das Programm so geschrieben hat, dass es irgendwas so schön schreibt. Natürlich hätte man mein Geburtsdatum aus dem Internet rausholen können. Es gibt auch eine Version, da hat mich einer gefragt, ich habe sofort eine mail bekommen, er hat das wohl auch gemacht, wer ist gunter Dueck oder sowas. Und da stand drin, Gunter Dueck hat ein Buch geschrieben, bla bla bla, irgendwas zur Technologie der Zukunft und er hat geschrieben, ob er ein Exemplar haben könnte, das ist bei amazon nicht lieferbar. Die Buchtitel sind frei erfunden. Aber die Titel sie klingen, so als wenn ich es geschrieben haben könnte. Ich kriege gleich neue ideen für neue Bücher.

Oliver Ratajczak: Das nennt sich ja halluzinieren habe ich gesehen bei der KI. Also irgendwie erfindet die halt manchmal was… ist ja lustig.

Gunter Dueck: Das sind so Anfangsschwierigkeiten. Man müsste sich im Grunde reinfinden, wie man das programmiert. Das ist alles schwierig. Ich nehme an, dass Google gegen Microsoft ein Konkurrenzprojekt freigibt. Sie haben ja eins intern. Da gehe ich von aus. Und sie haben es wahrscheinlich nicht publiziert, weil sie genau diesen Shitstorm fürchten, dass da immer Fehler drin sind.

Gut, wenn Microsoft voranschreitet.

Ja, ich nehme aber an, dass zum Beispiel Google, weil man ja googeln sowieso kann, dass sie es so umbauen, dass dann Faktencheck noch gemacht werden kann. Man kann es ja erstmal losschreiben und dann nochmal gucken, ist er wirklich in Polen, in Stettin geboren. Das sind Fehler, die kriegt man noch raus. Das ist eine Generation weiter. Aber man kann sich schon vorstellen, was dann so da alles steht, oder wie das rauskommt.

Ich habe hier einen interessanten Artikel. Da hat einer geschrieben, da war eine Erklärung über die Funktionsweise, wie das gemacht wird. Und zwar, die Idee finde ich ganz gut, ob die Erklärung jetzt mit der Programmierung übereinstimmt, weiß ich nicht, aber es gibt eine Idee. Und er hat gesagt, dass ChatGPT versucht, oder die Tools versuchen, das Internet irgendwie komprimiert abzuspeichern, also dass man von beliebig Byte auf irgendwas Handhabbares kommt. Und das ist bei Bildern macht man das mit JPEGs, also dass die komprimiert werden. Das klappt ja ganz gut. Da ist ein Beispiel gegeben in dem Artikel von einem Fotokopierer. Und die haben damit Baupläne kopiert, mit dem Kopierer. Und die Baupläne sind anders als die des Original.

Wenn beim Scann plötzlich Zahlen verändert werden

Oliver Ratajczak: Das kenne ich. Das ist ein Fehler in der Firma bei Xerox. Ist damals rausgekommen bei der Chaos Computer Club Konferenz. Man konnte was kopieren und die Kopie die rauskam enthielt andere Zahlen. Also wegen irgendeinem komischen Crunching Algorithmus hat er eine andere Zahl, wo man denkt, ach du Herr im Himmel, was ein Chaos. Damit kann man ja Firmen in den Abgrund schicken, ohne dass die wissen, was denen passiert.

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Gunter Dueck: Ja, und der Artikel ist wieder aufgenommen worden und die Erklärung ist sozusagen, dass man das nicht so scannt Pixel für Pixel, sondern dass man so eine Art Fotografie macht, ein JPEG davon, und dann drückt man das JPEG aus. Und das ist aber komprimiert, das JPEG. So funktionieren die.

Okay ja wenn ich so richtig und wenn es jetzt ganz genau auf die einzelheiten ankommt dann sind die natürlich falsch, weil ich beim komprimieren was gemacht habe und insbesondere ist das bei den ganz kleinen Zahlen bei den Bauplänen der Fall gewesen. Jetzt muss man der Software beibringen, dass man das Bild schon komprimieren soll, aber nicht die Zahlen, die dabei stehen. Und in dem Artikel wurde auch erklärt, sie haben da ganz kleine Zellen gehabt, also so kleine Wohnzellen, die verschiedene Quadratmeter hatten, also 13 Quadratmeter, 15, 14 und so weiter, sind ein bisschen verwinkelt. Und die sind jetzt im JPEG alle gleich groß. Das hat sie zur Verzweiflung gemacht. Und das ist ein Phänomen, dass man eine Information eindampft auf so handhabbare Sache.

Und dann, wenn man es ausdruckt, kriegt man dann eben diese diese komprimierte Version ausgedruckt. Nicht das Original. Deswegen kommt das raus, dass sagen wir mal die mein Geburtstag so auch falsch ist. Das wird das ist irgendwie dabei bei diesem Prozess passiert. Den muss man in Grenzen wieder ordnen. Also praktisch wie beim Xerox-Programm hat man dem dann beigebracht und dass die Zahlen bitte dann immer noch stimmen. Also dass das deshalb da nicht dran gehen soll oder so. Oder man kann dann auf höhere Auflösungen gehen und so weiter und das werden die nächsten Generationen von ChatGPT und so weiter auch hinkriegen. Bei Zahlen ist es eindeutig.

KIs haben massiven EInfluss auf die Verlagswelt

Ich finde nicht dass man das kritisieren soll, sondern man soll sagen: Es ist erstaunlich, dass es das schon so einfach gut kann. Heute glaube ich  aus der Süddeutschen ein Artikel über burda, dass die gerade auch Redakteure feuern. Also das ist nicht nur Springer oder Gruner und Jahr. Jetzt sieht man sozusagen, wie die Vorgänge der Digitalisierung jetzt langsam auf die Verlage auch echt durchschlagen. Also geht es so langsam los.

Das ist das, was ich so 1997 schon mal alles prognostiziert habe. Ich weiß noch die Reden. Ich glaube es war 2007, da habe ich vom Verband aller Zeitschriftenverleger oder sowas geredet. Und der Präsident hat damals, hat gesagt, dass er noch mal nachgeguckt in den Satzung, weil ihm vorgeworfen wird, mit der Digitalisierung irgendwie nicht klarzukommen. Und er hat in die Satzung geguckt, von welchem Verein er bitte Präsident ist, und er hat gesagt, ich bin Präsident von Zeitschriften und Verlagswesen und da steht von digital nichts drin.

Oliver Ratajczak: Dann kann man nichts machen. 🙂

Gunter Dueck: Sein Amt, er hat nicht das Amt dafür, hat er gesagt. So, ne. Bin ich nicht zuständig. Das ist jetzt 15 Jahre später und jetzt passiert das. Und da wurde auch gefragt in dem Interview oder in dem Bericht, hatte man einen Verlag gefragt, ob sie sich auch mit KI beschäftigen. Und da haben sie gesagt: ja, das wird in den Reaktionen schon irgendwie ausprobiert. Also sie haben nicht gesagt, die schreiben ab, das steht da nicht drin.

Oliver Ratajczak: Ein guter Freund von mir hat bei solchen Verlagen gearbeitet und der hat mal einen Vortrag gehalten den ich sehr spannend fand. Der hat halt einfach mal so monatsweise gegenüber gelegt. Zuerst ist ja Weihnachten mit tollen Rezepten. Dann muss man wieder abnehmen und so und das geht halt durch das Jahr durch. Dann hat er das über jahre hingelegt und es waren de facto immer dieselben Themen. Also eigentlich brauchen wir nur hingehen, das Monatsthema der letzten zehn Jahre einmal durchkompilieren und hat eine neue Version.

Gunter Dueck:  Na gut, da sieht man einfach den Wandel. Also was was ich als Fantasie haben könnte ist, dass Microsoft das einfach in Word rein macht…

Oliver Ratajczak: Haben sie heute angekündigt. Das heißt Copilot. Man kann dann sagen: Bitte erstellen wir eine Powerpoint…

Automatisches KI-Lektorat?

Gunter Dueck:  Ich meine es viel trivialer. Also dass ich in den Absatz markiere und da guck mal drüber… Das hätte eine enorme Wirkung schon. Ich kann ja ein Buch schreiben und dann der Absatz gefällt mir nicht so gut, also und dann lasse ich mir einfach einen neuen Vorschlag machen, wenn ich jetzt ein Buch schreibe. Und dann gebe ich dann wieder meinen Geist dazu, dass es wieder so ordentlich ist. Aber im Grunde, ich meine, mir werden ziemlich viele Sätze umgedreht beim Lektorieren. Also praktisch erst mal ist das Lektorat und dann guckt ja noch mal einer editorisch über den Stil drüber und kürzt mir sowas wie “auch” und “sogar” und “wirklich” oder so, die Wörter kommen alle raus. Und dann wird es ein bisschen flüssiger zu lesen.

Ich muss dann irgendwie nur immer so wieder nachschärfen, wenn ich schreibe “Hier freud sich jemand!”  Wenn ich freud mit d schreibe, dann meine ich damit was.  Ja also dann nehmen wir das wieder raus und alles glatt geschliffen – schützen sozusagen – bitte geht da kein keiner dran. Irgendwo in dem Artikel haben sie geschrieben, dass die Schlussredaktion jetzt gekündigt wird.

Oliver Ratajczak: Das merkt man auch, dass jetzt immer Druckfehler drin sind und da wird ChatGPT auch so oder ähnliche Programme werden natürlich irgendwas helfen. Ja denke ich auch. Also alleine gestern habe ich so ein Beispiel gesehen, wo jemand hat gesagt hat, nimm diesen Artikel, fass mit ihm bitte zusammen in einem Satz, wo jeder Buchstabe mit G anfängt. Dann hat er das so geschrieben, ganz witzig. Und dann hat er gesagt, bitte schreibt mir eine Zusammenfassung in Gedichtform, kam auch raus. Also warum soll man nicht sagen, ich habe jetzt erst so traditionell geschrieben und schlafe eine Nacht darüber, lese es am anderen Morgen noch mal und schreibe es ein bisschen um.

Dann könnte man die Nacht vielleicht abgekürzt werden, wenn das Ding einfach mal drüber liest und sagt das ist inkonsistent oder “das hast du anders”, “das passt nicht zusammen” um die Qualität zu steigern. Finde ich ja super ich befürchte halt dass viele Leute es nutzen werden um nicht mehr zu denken, sondern einfach Papier voll zu machen.

Finden wir bald mehr Marketingworthülsen?

Gunter Dueck: Ich kriege immer einladung da steht kostensenkung “ist in aller Munde” so fängt es an. Ja also das sind ja schon Versatzstücke, die  immer zugenommen werden. Oder “alle reden von”… warum kommen sie nicht zu unserer Tagung.Das ist das Niveau, also das sind so gewohnte Worthülsen, die man im Marketing einfach immer verwendet. Das weiß man ja hier bei Ihnen mit der Kundenbrille sowieso. Das kann ChatGPT, wenn man irgendwie alle Marketing-Texte zu fressen gibt, dann kann man einen soliden Text haben. Das Witzige ist, ich bin ja Redner und Redner sind immer hochkarätig. Das Wort gibt es ja sonst gar nicht, dann gibt es so spezielle Wörter, die an einer bestimmten Stelle nur genommen werden. Es ist immer hochkarätige Besetzung. Zum Beispiel das Wort “Hapern” gibt es auch nicht wirklich, aber es gibt nur, es hapert bei der Umsetzung. Ja, sonst nimmt man, man sagt das nicht im normalen Leben.

Nur weil es gut klingt, muss es nicht wahr sein!

Und dann gibt es so Wörter, die so im Marketing immer nimmt. Immer an derselben Stelle oder in der Politik hapert es und das kann die ChatGPT dann auch und dann klingt es ganz vernünftig. Also ich glaube das Problem ist halt wirklich zu wissen, das was da steht nur weil es vernünftig klingt muss es ja nicht wahr sein.

Oliver Ratajczak: Wir kommen ja beide ein bisschen aus der Wissenschaft… das ist ja eigentlich ultra gefährlich, wenn da irgendwas zusammen gebastelt wird. Man guckt nicht in die Quellen schon hat man den Salat und das ist ja auch ein Vorwurf sozusagen die man ChatGPT gerade macht: dass die Quellen nicht offengelegt werden. Unbekannte Trainingsdaten dahinter stecken und wenn der was zusammenschreibt, sagt er auch nicht wie er darauf kommt.

Es gibt keine Original mehr!

Gunter Dueck: Was ich faszinierend finde: es gibt kein Original mehr. Also ich habe das Original. Die Antworten sind ja immer anders, wenn ich jetzt schreibe… also ich bin Theodor von Gutenberg: schreibt mir eine Doktorarbeit über 500 Seiten. Dann macht das irgendwas. Dann kann man aber nicht mehr rauskriegen ob das abgekupfert ist, weil das jetzt ist ja ein einzigartiges Werk nur für mich, das hat er jetzt gerade hingekriegt. Ja, ich kriege ja auch immer andere Antworten, das finde ich spannend.

Dann sagen die Leute, sie müssen jetzt eine Gegen-KI bauen, die merkt, dass das irgendwie davon ist, von dem Programm und so weiter, das kann man verstanden.

Oliver Ratajczak: Eigentlich wäre das ein spannendes Geschäftskonzept für Open AI oder ChatGPT, dass man sagen kann, “Ich habe hier einen Text. Sag mir mal, hast du den mal generiert?” Abfrage kostet 10 Dollar.

ChatGPT – trivialer Quatsch? Oder gut genug?

Gunter Dueck: Ja, dann müsste man alles so dokumentieren und so. Aber es ist spannend. Und die philosophischen Fragen sind halt jetzt, ich habe da so, es ist auf Twitter so, Leute, die die haten, also das sind so soziologische, also Gesellschaftswissenschaftler, so oder oder Systemtheoretiker und die kommen jetzt von der hohen philosophischen Warte und sagen, das ist einfach trivialer Quatsch, das kann man nicht gebrauchen.

Da habe ich eine andere Ansicht, das ist gut genug. Die Leute, die da Marketing studiert haben, sind unter Umständen nicht die 1,0er Studenten, die eine 1 in Deutsch hatten. Das sind ganz normale Menschen, die so was wie Aufsätze auf befriedigendem Niveau schreiben vielleicht, unter Umständen. Ja, nicht alle, aber im Durchschnitt sind sie befriedigend. Und das kann ChatGPT auch.

Das führt eben auf die These, die ich schon lange, lange immer publiziere, hauptsächlich im Buch “Professionelle Intelligenz” von 2009, dass die Maschinen sowas wie durchschnittliche Menschen auch können.

Wie gut ist ChatGPT schon heute im Vergleich zum Durschschnitt der Bevölkerung?

Vielleicht hebt es den Durchschnitt ein bisschen an, sogar vielleicht. Ja natürlich, aber wir müssen, was der hebt denn an, aber ich meine im Grunde müssen wir uns jetzt fragen, was zur Bildung gehört oder so. Die Fragen sind doch ganz neu, das heißt wir können uns doch jetzt nicht abschaffen lassen. Ich meine, wir haben auf der einen Seite diese Kritik von den Hochgeistigen, die verstehe ich auch, und auf der anderen Seite haben wir in Zeitungsnachrichten, dass 30 Prozent der Zehnjährigen nicht die Mindestanforderungen in Lesen, Schreiben, Mathe, Whatever erfüllen.

Das ist einfach furchtbar, sozusagen. Das heißt, wenn man diese nimmt, also mindestens 30 Prozent können ja noch nicht mal irgendwie. Diese 30 Prozent sind genau die, die später die Low-Value-Jobs machen. Keine individuelle Erziehung, also das ist ein anderes Problem. Aber die Leute, die da mit neun Jahren die Mindestanforderungen nicht erfüllen, also diese fast 30 Prozent, Das sind die, die eben nur in die Hauptschule kommen oder keine richtigen Schulabschlüsse machen. Und die sind schon, das heißt mit neun Jahren sind die Kinder schon irgendwie, haben ihr Keinszeichen in gewisser Weise.

Und sind völlig chancenlos und keiner kümmert sich darum und das hat gar nichts mit dem Bildungssystem zu tun, sondern sowas mit Erziehung schon, also so mit sechs oder fünf oder noch früher. Und da geht gar keiner dran. 30% sind jetzt so eigentlich ganz unfähig. Und dann kommen ja noch ein paar mehr dazu. Dann könnte ich jetzt fragen, wo man ChatGPT dann im Niveau einordnet. Und das kann gut sein, dass es so auf Prozentrang 50 ist bei 100 Leuten.

Oliver Ratajczak: Was bedeutet das dann für die 30 darunter…

Gunter Dueck: Ja, und da muss man, glaube ich, jetzt langsam ein bisschen nachdenken über unsere Gesellschaft. Also ich würde jetzt nicht sagen, das ist ein dummes Programm oder so, sondern wir müssen jetzt irgendwie zur Kenntnis nehmen, dass da irgendwas Wichtiges passiert, was uns als Mankind sozusagen betrifft.

Oliver Ratajczak: Die Frage ist, wenn dann Content erzeugt wird, in Nachrichten, in Zeitschriften, in irgendwas, das völlig computergeneriert ist, da automatisch rauspurzelt und dann im Zweifelsfall Leute, die das nicht erkennen, das dann für bare Münze nehmen, das ist ja auch mega gefährlich. Also angenommen, die KI halluziniert sich irgendwas zusammen und andere glauben das, da muss man schon, glaube ich, ein bisschen aufpassen.

Gunter Dueck: Ja, das sieht man eben. Ich meine, ich habe immer so jetzt bei kontroversen Themen da bei Twitter immer so mitgemacht, mit Impfgegnern. Oh ja, danke nochmal für unser Video, was wir dazu aufgenommen haben, zum Corona. Das hat ja Kommentare gebracht. Herr im Himmel. Ja, aber die habe ich gar nicht so richtig verfolgt.

Die Wahre Gefahr: Unbildung?

Ich meine, bei solchen Sachen, also bei diesen ganzen Vorhersagen, wo ich immer so ein bisschen mitdiskutiere, da ist ja immer das Problem, dass man sagt, die Entscheidung war damals ganz falsch, also Masken aufzusetzen und so weiter. Oder jetzt, dass man nicht raus durfte und so weiter. Und dann sagt man: Leute, an der Stelle muss man es unterscheiden an der stelle ohne jedes Wissen. Es kommt einfach eine Krankheit aus china ja und dann in heinsberg geht mit karneval alles los. Jetzt müssen wir irgendwie was machen. Es gibt so eine Unbildung. Zum Beispiel der Wetterbericht ist falsch. Und dann muss man ihnen erklären, was Regenwahrscheinlichkeit ist und so normale Sachen verstehen die ja gar nicht. Also jetzt ist Sonnenschein, aber es regnet gar nicht. Das ist auch eine so eine art KI. Diese nimmt das heutige Wetter: also jetzt ist irgendwie bedeckt und so weiter ja wir haben jetzt März und die Daten nimmt es vergleicht alle Märzdaten von früher mit diesem Wetter und in 50 Prozent der Fälle hat es dann an dem Tag geregnet, also von der Vergangenheit. Und dann heißt es, die Regenwahrscheinlichkeit ist heute 50 Prozent.

Und dann sagen sie, so entsteht das, aber es weiß keiner. Und dann werden lauter Begriffe jetzt langsam zunehmend in die Öffentlichkeit gebracht, wo niemand die Entstehungsgeschichte weiß oder wie das berechnet ist.

Und das ist jetzt schon High-Level. Also das versteht schon fast gar keiner mehr, weil das keiner weiß. Das ist schon eine Gefahr, weil die Leute dann überhaupt nicht mehr wissen was da los ist. Also jetzt heute bei twitter habe ich nur geschrieben “e-Fuels merkt ihr das? Wenn Total das Tankstellennetz verkauft, was das bedeutet das? Und dann kriege ich jetzt ganz viele “wir haben nicht genug strom?” und dann sage ich “Leute, wieso sagt ein normaler Mensch auf Twitter, ich glaube nicht, dass wir so viel Strom zusammen kriegen.”

Erst denken, dann Meinung lautstark vertreten!

Oder dann wird so diese Fachdiskussion von den Leuten so geführt, als wenn die alle plötzlich so wie Fußball-Bundestrainer wären oder alle mit Erziehung sowieso alles gut können, weil sie schon mal ein Kind hatten. Und die Leute bemühen sich gar nicht, so mal so normal zu durchdenken. Im Grunde tauschen sie nur Überzeugungen aus. Und zwischen diesen Überzeugungen müsste ich jetzt rauskriegen, welche stimmt.

Plausibel analysieren und sich ein eigenes Urteil bilden

Oliver Ratajczak: Kann man das erwarten von Allen, dass die so logisch rangehen? Das Problem ist ja, man hat das ja gesehen bei der Corona-Geschichte, wenn man in so einem Dunstkreis ist, in so einer Bubble sozusagen, irgendwann hat man es so oft wiederholt, dass man es dann glaubt. Das muss ja dann gar nicht die Wahrheit sein, aber die eigene ist es dann schon irgendwie.

Gunter Dueck: Ich habe jetzt nochmal so irgendwo reingetaucht mit Impfschäden. Also praktisch, es gibt so eine Stelle, die sammelt Impfschäden, dass die vielleicht doch eine Abfindung bekommen. Also, dass man sich um sie kümmert. Und da sind jetzt irgendwie, glaube ich, in ganz Deutschland 30.000 Fälle irgendwie zusammengekommen. Die sind krank geworden davon oder haben länger sowas wie Long Covid. Also aber nur wegen der Impfung und diese Fälle kommen natürlich vor. Aber 40 Millionen haben Covid gehabt und zehn prozent haben Long Covid oder man schätzt, dass das vier Millionen die die Covid hatten und 40.000 die einen Impfschaden haben und wenn man das irgendwie vergleicht. Natürlich gibt es im Schäden oder so aber es sieht so aus, dass das doch irgendwo ein Segen gebracht hat. Diese Beurteilung ist ja immer schwierig. Ein Teil  sagt das ist schlecht. Ja gut dann gibt diese Zahlen.Man kann ja ein bisschen rum suchen und dann findet man die Infos und dann sagt man, wenn 40. 000 sich bei so einer Stelle gemeldet haben, dass sie jetzt Anspruch auf Entschädigung haben, dann ist das vielleicht eine Indikation, wie viele das vielleicht sind. Und durch einfaches plausibles Rangehen und mal gucken und sich ein Urteil bilden, das findet im Grunde nicht statt.

Und wie gesagt, da ChatGPT ist, sollte man da nicht für Infos nehmen oder sowas. Das tut es auch nicht so richtig. Also ich habe gefragt, wie bewertest du die Berliner Wahl aus Sicht der SPD: “Ich bin nicht von einer Partei und mag das nicht, so was zu kombinieren, aber ich kann die Wahl an sich kommentieren.” Das hat es gemacht. Das war auch ganz vernünftig.

Also da ist glaube ich, ChatGPT sehr stark, weil irre viel dazu in der Zeitung steht jetzt gerade neu und das kann man dann, gibt es genügend so Meta auf der höheren Ebene irgendwelche Aussagen von verschiedenen Parteipolitikern, die man gegeneinander schreiben kann. Man kann dann im Grunde einen normalen Schulaufsatz schreiben, so als Erörterung. Und das macht es gut.

Oliver Ratajczak: Ich hatte vor kurzem mit einem mit einem Transkription experimentiert, habe eine Podcast-Folge von mir genommen, die ich jetzt nicht wirklich besonders formuliert habe, sondern einfach wie geredet habe, wie mir der Schnabel gewachsen ist, habe das da reingesteckt und habe dieser KI zugeguckt, wie sie es auf meinem Rechner, ohne riesige Rechneleistung dahinter, transkribiert hat. Der hat das so geschrieben, ich dachte, ja ist okay. Dann ist er plötzlich zurückgegangen, hat korrigiert, hat Nebensätze eingefügt und dann ist mir die Kinnlade runtergefallen, weil ich gedacht habe, ui, das ist besser als alles, was ich je gegen Geld als Transkriptions-Service bekommen habe, nur jetzt hier lokal auf meinem Rechner. Das war schon ganz erstaunlich.

Gunter Dueck: Sie streiten sich jetzt gerade wie man bei Gerichten, war auch gerade wieder so ein Punkt, bei Gericht machen sich die Richter Notizen. Die Frage ist, ob man das als Video aufnehmen soll. Es gibt Gerichte, wo heute Stenografen dabei sind, auch beim Bundestag und so weiter. Das ist ein irrer Zeitaufwand, also oder überhaupt Aufwand. Dann sagen die Richter, ich möchte nur meine Notizen haben. Aber wenn jetzt der Fall noch mal aufgerollt wird, wäre es schön, wenn man ein Transcript hätte und so weiter und jetzt streiten sich alle und das könnte man natürlich damit machen aber dann ist es faktisch wieder nicht richtig. Ich meine, dann könnte man im Grunde das erst mal nehmen das Transcript und an strittigen Stellen nachhören, was hat er jetzt genau gesagt. Dann guckt man das Video an. Bei Gericht ist es halt, wie gesagt, schwierig, weil es immer justiziabel sein muss.

Fehlt vielen Leuten die Fantasie, was KI schon bald kann?

Also, und da fehlt den Leuten eigentlich die Fantasie, das ein bisschen vorzudenken, sondern sie sagen immer nur, ich bin dagegen oder das ist gut. Oder, und das ist gut, trauen sie sich nicht zu sagen. Also mir haben etliche geschrieben, ich soll nicht ChatGPT da irgendwie durch den Kakao ziehen und auch nicht loben. Und es gibt andere Dinge, die benutzen sie den ganzen Tag. Sie hatten ja mal darüber gesprochen, es gibt irgendwie kein Mittelmaß. Die Leute, die das benutzen, sagen das natürlich nicht…

Grinsen.

Bei den Diskussionen fühlt man dann so, dass da lauter Leute grinsen und sagen, du hast da sonnige Ansichten dazu. Die Wirklichkeit ist vielleicht schon weiter. Also praktisch, dass die gar nicht gewartet haben, dass der Weckruf jetzt da ist von ChatGPT. Wir haben ja jetzt den Weckruf bekommen, aber es gibt ja mehrere Programme von derselben Art und die werden wahrscheinlich jetzt von den in den Zeitung schon benutzt.

Wir wissen ja gar nicht, was das für ein Eisberg ist der jetzt offenbar wird,  in gewisser weise weil wir ja sozusagen durch die Öffentlichkeit jetzt als Letztes informiert werden.

Oliver Ratajczak: Wenn ich mir in den letzten Jahren öfter mal so Schlagzeilen in Zeitschriften angeguckt habe und dann nach plötzlich ein Schreibfehler drin entdecke, denke ich: das war früher doch nicht so oder….?

Gunter Dueck: Ich habe zwei, drei echte Fans und Leser, die signierte Exemplare vorher noch mal durchgeguckt haben. Ja die finden dann schon so jede fünfte Seite und Fehler, auch wenn ich 100 mal durchgelesen habe, wenn der Lektor schon darüber war und so weiter, sind immer noch welche drin.  Das ist ja nicht so tragisch, aber manchmal liest man auch Titel, wenn die Titelzeile gar nicht zum Artikel passt und irgendwie durch Verdrehen von Worten ein ganz anderen Sinn entsteh. Also dass das sei, dass man noch mal die Grammatik drüber, den Sinn drüber guckt.

Also dass das nicht stimmen kann. Das wäre eine Trivial-Innovation. Die großen Wissenschaftler, die sagen, dass es so einfach kapp ist, also der Mensch ist jetzt so höher begabt und hat ja Geist und so weiter.

Meinetwegen stimmt es, aber ich sage eben, erstens wird der durchschnittliche Mensch nachgemacht, und zweitens erinnert mich das, weil ich ja gerne Schach spiele, an die ganze Diskutiere in den 90er Jahren, dass Schachspieler eben sagen, dass eine Maschine nur so robuste Züge kennenlernt, so durchschnittliche Züge, und kann im Grunde nie kreativ werden und ich hatte auch ein Schachcomputer. Das war so auf Holzbrett mit so Sensoren drauf. Sehr teuer. War ja auch noch nicht so ein Prozessor drin. Wenn eine Figur kaputt geht, dann musste man ein paar hundert Mark damals neu bezahlen… also das war schwierig. Das ding hat relativ schlecht gespielt und ich war sehr enttäuscht, weil man dann irgendwie nicht sinnvoll spielen kann. So jetzt jetzt ist es das Programm Fritz von jemandem auch schon ewig, aber die Idee…

Die Diskussionen die sind immer die gleichen, also wenn man in die zukunft gucken will

Ja also mit Wasserstoff das geht nicht, oder wir haben nicht genug Strom für alle Autos und das alles mögliche nicht geht. Was passiert wenn es dunkel ist im Februar und kein Wind ist. Also ja Dunkelflaute. Was passiert bei Dunkelflaute. Wir können, da machen sich die Leute alles mögliche Gedenken und im Augenblick sagen die Gesellschaftswissenschaftler halt die Kreativität ist nicht drin.

Das haben die Schachspieler damals auch gesagt. Heute sagen sie ja der hat so viele Partien und so viel Rechenpower, das ist gemein unverschämt aber das kann man ja schlecht aufhalten diese Entwicklung.  Ja bei ChatGPT: die können jetzt maulen was sie wollen. Hinterher ist das auch irgendwo vielleicht kreativ – glaube ich.

Überlege, wann due “nie” und “immer” verwendest!

Oliver Ratajczak: Auch also alleine gestern: “Schreibt mir bitte eine Zusammenfassung in Reimform” Da habe ich gedacht, ach schau mal, ist natürlich gepimpt für diese Präsentation, ja, aber warum denn nicht. Und ich werde ja immer ganz hellhörig, wenn irgendjemand sagt, das wird nie so sein oder das ist immer so. Dann kommt bei mir der Wissenschaftler hoch von damals und ich sage, okay, immer und nie müssen wir uns mal genauer angucken, ich glaube nicht. Also es gibt viele Graustufen dazwischen. Aber es gibt halt Leute, die verteidigen das bis auf den letzten Blutstropfen, das was dann nie so sein kann.

Die Argumente gegenüber dem Neuen sind immer gleich

Gunter Dueck: Ja, weil was ich anmahnen wollte mit dem Schachbeispiel, ist dass die Argumente gegenüber dem Neuen immer dieselben sind. Und irgendwann muss man doch, wenn man erkannt hat, dass das immer falsch war, dann muss man doch vielleicht mal in sich gehen. Das tun sie nicht, weil das sind auch immer andere, die dagegen sind. Sie haben gesagt, ich soll keine Kolumnen mehr fürs Informatik-Spektrum schreiben, weil ich gesagt habe, Amazon wird euch irgendwie das Fell über die Ohren ziehen. Dann sagen sie, das geht nicht. Wir hatten dann Diskussionen, dass der Amazon damals pro Kunde 40 Euro Verlust macht pro Neukunde, um die dran zu kriegen. Habe ich dann gesagt Leute die Commerzbank macht ja auch 100 Euro oder wenn man ein Konto eröffnet. Nur die Commerzbank die ist 100 Jahre alt und dann geben sie immer für die nächsten Prozent Kunden nochmal 100 Euro aus.

In Amazon muss alle Kunden also viele 10 Millionen auf einmal kriegen und dann sieht das wie ein enormer Verlust aus, ist aber nicht. Dann haben wir die Diskussion geführt immer zu wieder. Und dann kommt dran, never ever wird jemand Schuhe im Internet bestellen.

Oliver Ratajczak: Auf gar keinen Fall. 🙂

Gunter Dueck: Never ever wird einer irgendwann mal ein Buch in die Hand nehmen, das muss man in die Hand nehmen, durchblättern, dran riechen, am Ledereinband und so weiter. Und dann kauft man das in der Buchhandlung. Das ist doch klar. Und rausgekommen ist, dass der Leder verschwunden ist übrigens. Also hinter mir wenn man das sieht. Das ist alles in Leder gebunden. Ich habe eine vollständige Bibliothek. Also das war ganz wahnsinnig teuer. Mit Goldschnitt. Alles mit Goldschnitt. Das kann man nur noch bei eBay alles so sammeln.

Ich bin jetzt der Letzte seiner Art und Dinosaurier, der die wertvollen Bücher bitte in Goldschnitt und da stehen Großherzog Ausgabe von Kant, das war teuer. Es wäre total schön, wenn man es zu schätzen weiß. Aber immer diese Aussage. Mein letztes Buch ist dann in Broschur jetzt erschienen. Und die davor hatten noch einen Umschlag, wenn man den abmacht, weil sie von den früheren möchten, dann ist einfach Pappe darunter. Das ist auch kein Leinen mehr. Früher, so Bertelsmann Buchclub, also ganz normal, der Kundenband, der hatte schon noch ein Leinenband und ein Lesebändchen und so weiter.

Und im Grunde konvergiert die Kultur zu sowas Durchschnittlichem.

Schade. Ja, diese schönen Bücher werden nur noch selten gemacht, die verkaufen sich nicht. Ich weiß ja auch, wie wenig man verdient, wenn man da nur tausend Auflage macht mit mit Illustrationen oder so. Das lohnt sich alles nicht mehr und dann geht das alles so seinen Gang. Und jetzt beim Springer Verlag, also dem Wissenschaftsverlag bei dem Großen, da ist das jetzt schon irgendwie die Hölle. Da gibt es Artikel im Internet, kann man nachgucken. Also man muss das Buch irgendwie hochladen und alles selber formatieren und so weiter. Und dann kommt irgendeiner aus Indien und sagt, ich muss die Abbildung irgendwie ein Zeichen reinsetzen, dass an die Stelle im E-Book dann die Abbildung passiert und die muss immer genannt werden. Man darf nicht einfach so das Bild einfach ohne Kommentar da drin machen. Und dann wird man dauernd aufgefordert, irgendwie wieder noch ein paar Stunden drüber dran zu machen. Und dann sagt einer, drucken, fertig.

Was ist der Mehrwert eines Verlags?

Da ist jetzt bei Wissenschaften zum Beispiel, wo man denkt, das sind jetzt so ordentliche Bücher, da wird gar nichts mehr gemacht. Also ich bin dann selber quasi Bediener von so einem großen Editor. Und was ist dann noch der Mehrwert von so einem Verlag oder so. Also ich bin nicht sicher, ob das jetzt stimmt. Ich nehme an, dass die Springer-Wissenschaftsbücher alle so toll angesehen werden, dass alle Bibliotheken in der Welt so ein Exemplar ordern, also alle großen und dann hat man 1000 verkauft und das ist dann in Ordnung.

Was soll ich dazu sagen, ich weiß, dass es so ist. Es ist exakt genauso. Ich finde, wenn ich so Dinge von Hörern sagen weiß, dann bestimmen die wahrscheinlich schon, aber ich will immer nicht sagen, dass es jetzt amtliches Wissen ist. Das müsste man alles noch recherchieren. Also ich habe ja Bücher bei Springer veröffentlicht, du ja nicht. Und ich war damals schon, das ist schon ein paar Jahre her, wirklich überrascht, ob der Qualität der Diskussion, wie sie eben sagten, da muss man halt ein Zeichen reinsetzen. Dann steht da plötzlich so eine Frage: Hier in dieser Literaturstelle fehlt der Ort des Verlags, wo man dann sagen muss, das ist übrigens Springer, ihr Auftraggeber, Verlagsort, kennen Sie vielleicht.

Also es war alles sehr, vielleicht saß da schon eine KI auf der Gegenseite, die das gemacht hat, aber das schlecht.

Gunter Dueck: Ich habe zum Beispiel ja mehrere Bücher mit Kolumnen geschrieben, also 100 Daily Ducks oder so, und die sind aufgelistet worden als Artikel, glaube ich, die sind im Internet als Artikel. Jetzt habe ich praktisch, ich habe nicht so viele wissenschaftliche Artikel publiziert, aber jetzt habe ich glaube ich 700 oder 800, weil die sozusagen die Buchkapitel als Einzelveröffentlichung deklariert haben.

Oliver Ratajczak: Ich glaube, die können sich alle bei der VG Wort anmelden, einzeln, dann rappelt’s im Karton.

Gunter Dueck: Ach, ich hab keine Lust, das. Das ist alles schon gut. Ich hab echt keine Lust, das da anzumelden. Ich weiß nicht, kriegt man da ein paar, auf dem Summa 50 Euro, ich hab keine Lust.

Oliver Ratajczak:  Stellen Sie jemanden an, der das macht. Ich habe mich jetzt ein paar Jahre nicht darum gekümmert aber als ich noch Artikel geschrieben habe, war das schon erstaunlich und wenn es 700 Artikel sind, würde ich mal eine halbe Stunde investieren. Es ist wirklich erstaunlich schön dass sie sagten,  dass die Kultur so zum zum Mittelmäßigen tendiert.

Gunter Dueck: Eigentlich total schade: die kultur wird auch irgendwo industrialisiert. Jeder kann kommt praktisch an alles dran und es gibt keine Möbel mehr so richtig. Früher konnte man sehr teure Möbel kaufen. Die konvergieren jetzt alle also. Nur ein Ledersofa; das ist so Standard. Das kauft man für 5000 €. Es wird alles relativ viel mehr standardisiert als früher. Alles ist einfacher billiger. Man kann es dann von einfach so wie ein Billyregal überall kriegen. Es ist ja auch okay aber ich meine so die Diskussionen im internet finden immer statt zwischen denen, die noch diese hohe Qualität hochhalten und die heere Wissenschaft und die Philosophie und so weiter.

Unser Leben wird industrialisiert

Das kann man, das könnte ich jetzt auch alles sagen und vertreten, was die industrialisierte Version unseres Lebens nicht kann, weiß ich. Weiß auch, was ChatGPT nicht kann, aber das ist ein weiterer Baustein eben zu dieser Industrialisierung von allem.  Also praktisch, dass man eben auch die Gaststätten sind dann irgendwo in McDonalds. In einer gewissen Weise geht man zu Pizza Hut, da sind die Pizzen genau die, die man immer kennt. In Amerika ist das viel weiter fortgeschritten. Kann man sich angucken, also wenn man jetzt so zu so einer normalen Dorfgaststätte geht und guckt was draußen hängt. Man kann Osteuropa-Schnitzel oder Jägerschnitzel oder irgendwie kriegen, dann ist das eher schlechter als so ein industrialisiertes Essen. Damit müssen wir irgendwie leben.

Niemand will so eine Qualitätsgesellschaft bezahlen.

Das ist ein schöner Satz. Das kann man wieder manchen Unternehmensberatern und BWLern vorwerfen. Irgendwann wird irgendwas dann so industrialisiert, man lässt den Preis aber gleich und schiebt damit die Marge rauf. Und dann geht esweiter und weiter und weiter bis die Qualität total wegbröselt.  Das erlebe ich überall und denke dann “auch hier ist es jetzt echt über das Ziel hinaus geschossen.”

Also was zu schreiben über den fabrikation flow bzw. flow optimization bei Autos.  Aso das Auto wird nicht nur billig gebaut, sondern es wird auch ununterbrochen daran gearbeitet. Es ist nicht so, dass das Auto mal in die Ecke geschoben wird und nach zwei stunden fängt man wieder an. Wenn man jetzt so die Arbeit nimmt, wo wir noch viel Geld verdienen können, da können die BWLer mal dran, aber da gehen sie nicht dran:

Flow Optimization für eine Testamentseröffnung

Also da ist jetzt einer gestorben. Und dann geht man so zum Testament eröffnen. Das dauert sechs bis neun Monate. Ich nehme an, dass irgendwie zwischendurch mal eine halbe Stunde an der Sache gearbeitet wird. Irgendwann gibt es einen Termin und dann liest du das Testament vor, was aber jeder schon hat, also als Kopie. Das finde ich abartig. Da ist die Verwaltung noch überhaupt nicht industrialisiert. Da wird ja immer über Fax gelästert, das ist gar nicht das Problem. Man müsste jetzt bei so normalen Arbeiten, die wir jetzt so in der Verwaltung haben, mal schauen, wie lange an so einem Ding gearbeitet wird. Im verhältnis zur Dauer bis es fertig ist, definitiv aber gibt es da ein völliges Missverhältnis. Also sozusagen man muss jetzt vielleicht nicht immer industrialisieren an den schönen Seiten des Lebens, also dass man auch Qualität noch haben kann.  Wr haben genügend Dinge wo die BWLer sich austoben können.

Oliver Ratajczak: Das glaube ich auch. Ich hatte gestern ein Erlebnis, weil ich einen Unfall hatte mit meinem Auto, habe ich mit der Werkstatt telefoniert. Es gab alles, Freigabe von der Versicherung, alle Papiere, alles geklärt. Und dann sagt er, ja, da müssen Sie vorbeikommen und dann unterschreiben Sie bei uns, dass wir das machen dürfen und dann bestellen wir die Teile und dann kommen Sie nochmal vorbei und dann reparieren wir. Da habe ich gesagt, ich gebe Ihnen das gern per E-Mail frei. Da sagte er, nee, das geht nicht, wir machen das hier digital. ?!?

Da habe ich kurz zehn Sekunden darüber nachgedacht. Digital bedeutet bei ihm, ich unterschreibe auf seinem iPad an seinem Schreibtisch. Okay, da müssen wir noch mal dran, da geht noch was.

Gunter Dueck: Mein blödes Beispiel, das war so ein bleibender Eindruck, wir haben den Bausparvertrag als die Hypothek löschen lassen. Ja, und dann beim Notar. Wir mussten nach Neckargemünd zum Grundamt. Dann hat sie gesagt, wir müssen aber beide kommen, also meine Frau auch, weil wir ja beide die Hälfte hatten. Und dann sag ich, meine Frau earbeitet noch, die kommt dann morgen. Und dann sagt sie, das geht nicht, also die müssen gleichzeitig kommen. Dann müssen wir gleichzeitig unterschreiben, also einen halben Tag Urlaub nehmen. Und das hat 68 Euro gekostet. Ich sage: “Ja, ganz schön teuer für so eine Unterschrift,” Sagt sie: “Das ist nur der Antrag, dass sie jetzt das machen sollen. Der kostet 68 Euro.” Die Löschung erfolgt dann, glaube ich, ein halbes Prozent von Betrag oder ein Drittel Prozent oder irgendwie sowas. Das hat ein paar hundert Euro gekostet. Da macht dann einer einen Strich im Grundbuch.

Oliver Ratajczak: Also das ist ja noch Handschrift. Aber der hat ja auch Verantwortung, nicht dass er den Strich an der falschen Stelle macht.

Gunter Dueck: Ach Leute. Nein, aber ich meine, so vieles ist in Unternehmen auch so. Also es ist, ja, diese ganzen Meetings und so, das nehme ich ja in meinen Büchern dann jetzt im letzten insbesondere aufs Korn: Keine Sinnfragen, bitte! Wir arbeiten leidenschaftlich – für die Tonne. Ja, das ist.

Ich gehöre zu den Menschen, die sagen, wenn “Wir machen das jetzt so!” kommt, dann sage ich, was habt ihr euch eigentlich dabei gedacht. Oder was ist der Grund, dass wir das jetzt so machen müssen. Und dann ist die Antwort immer, keine Sinnfragen, bitte macht es einfach. Ich weiß, da sind Lücken drin, ich weiß, dass es nicht richtig funktioniert, ich weiß, dass es geht nicht. Ich weiß alles, bitte, bitte, bitte und mach es einfach. Es ist dir einfach nur ein Weg und ihr kommt nicht dran vorbei.

ChatGPT ist ein U-Boot

Das finde ich witzig. Ja, das ist wirklich verrückt. Wie gesagt, dieses ChatGPT ist nun so ein U-Boot. Das ist so eine Art. Wie soll man das sagen. Das ist so eine geheime Sache, die alle benutzen, aber man darf es nicht sagen. Und ich glaube, dass die Wirklichkeit verändert sich da auch gerade ohne unsere Diskussion. Da will auch keiner eine Diskussion haben. Und die lassen sich da alle so ein bisschen Ghostwriten.

Und wir werden das nicht merken und die die Chefs sagen “Das ist in Ordnung!” und viele Redakteure machen das dann. Und dann war es aber geschrieben und er hat gesagt, er macht das jetzt immer so und spart er selber 80 Prozent ist jetzt eine Statistik, eine Versuch für die Bachelorarbeit  war das schon. Wenn man hardcore programmiert oder Software entwickelt, dann ist die Hälfte googeln weil man tippert das so runter und dann hat man so kitzelige Sachen wie das nun wirklich geht und wie was zusammenhängt und wie man was verbinden muss und das ChatGPT macht das irgendwie brauchbar gut, also diese ganzen Google-Phrasen werden wesentlich kürzer. Da kann jetzt zum Beispiel sagen wir mal die Intelligenz an dem Argument aufbauen.

Buch von Thomas Sowell: Da sind Lieblingsideen der vergeistigten Menschen drin. Also so, dass man die Armut beseitigen will und so weiter, also dass das weggehen muss und so weiter. Und da sind so Argumente, der regt sich dauernd darüber auf, auch über Rassismusfragen. Zum Beispiel sagen sie 20 Prozent in Deutschland, oder sie sind arm. Ja, wenn man nachguckt, sind die die Hälfte davon oder ziemlich viele Studenten. Was sie auch als Studie gemacht haben, sie haben gesagt, wenn einer ankreuzt, er ist arm, ob er dann in zehn oder 20 Jahren immer noch arm ist. Das ist ja bei Studenten nicht der Fall. Und dann kann man sagen, vielleicht soll man diese Fälle mal rausnehmen bei der ganzen Diskussion. Also wie viele Leute wirklich.

Oliver Ratajczak: Das geht aber nicht, weil dann kann man es nicht mehr mit den historischen Daten vergleichen. 🙂

Gunter Dueck: Deswegen kann man das nicht ändern. Nein, aber es werden jetzt so, sagen wir mal, die Lieblingsideen, da sind so viele Arme und dann kommt raus, dass die meisten irgendwo auf die Füße fallen. Die sind gerade arbeitslos, die werden ja jetzt anders gezeigt, die Studenten sowieso und so weiter. Alle Ärzte zum Beispiel im klinischen Jahr haben gar kein Geld. Und dann werden die als arm mitgezählt und dann jammern wir hier immer Krokodilstränen oder so, dass die Welt so schlecht ist. Und es könnte sein, dass vielleicht ganz viel weniger arm sind.

Wenn das der Fall ist, dann kann ich sie mit Geld zudecken. Das ist ja, das würde gar nicht so viel kosten. Also wenn einer echt im Mist ist. Da hilft mir das Buch schon. Da steht immer “Intelligenzia”, die Intelligencia meint dazu Folgendes… Da geht auch die Wirtschaftstheorien alle durch, dass das Geldsystem nicht stimmt usw. Es gibt immer so Holzhammer-Argumente, dass ist alles schlecht oder sowas.

Das ist alles nicht richtig recherchiert…

Das ist ein sehr interessantes Buch, weil er sagt: Da gibt es viele Ideen, die immer wieder haben, also die Philosophen oder so, die Gesellschaftswissenschaftler, haben immer dieselben Ideen und der kann sie alle wiederlegen, aber es hilft nichts. Also praktisch diese Art Extremidealisten wollen da nicht so tief rein. Es ist ja auch anstrengend. Also tief nachbohren und weiter. Das haben wir jetzt in diesem Fall wieder.

Aber die Intelligenzia, sollte nicht immer Nein sagen zu ermöglichen, sondern die sollen wirklich ein bisschen tiefer reingehen.

Ich meine, wenn wir zum Beispiel gegen jeden Datenschutz einfach eine Datenbank hätte, wer ist echt arm oder ein armes Schwein oder krank, dann könnte ich denen jetzt einfach sofort 1000 Euro Energiepauschale schicken. Das sind gar nicht so viele, wenn man das anders betrachtet. Dann kann man die Probleme praktisch sofort lösen. Die kriegen dann auch ein 9-Euro-Ticket, meinetwegen. Das ist nicht der Punkt.

Wir wollen das Problem nicht so richtig mal tiefsinniger angehen.

Es wird immer ganz oberflächlich als philosophische oder Gerechtigkeitsfrage irgendwie völlig auch zwischen den Parteien völlig auseinander genommen und dann haben wir wieder gar nichts. Das liegt daran, dass die Leute nicht nicht mal tiefer rein wollen, wie sie sagen. Bei jeder Behauptung ist einer da, dann überzeugen sie ihn auch nicht. Vielleicht habe ich mal ein paar überzeugt. Also ich habe relativ oft Tweets mit 10.000, steht da so eine Statistik, 10.000 haben das jetzt gesehen. Aber es sind jedes Mal andere. Wir kommen in unserem Diskurs nicht weiter, weil es immer noch so hart gegen Impfen ist gut, Impfen ist schlecht oder Wasserstoff wollen wir nicht und wir wollen E-Fuels und weiß ich was..

Wir kommen im Diskurs im Grunde nicht tiefer, also bei ChatGPT jetzt eben wieder das nächste Beispiel. Mal Amazon und mal Tesla und mal Wasserstoffbewirtschaftung, weiß nicht was so die Themen sind und wir kommen einfach nicht weiter. Und ein Meta-Argument, dass die Leute immer Unrecht kriegen, das wollen sie nicht. Da kriege ich so natürlich als Antwort, dass irgendwie Bill Gates oder irgendwer gesagt hat, der Weltmarkt für Großcomputer ist ungefähr zehn oder so was….

Oliver Ratajczak: Ja, das sind immer so plakative Beispiele, kann man auch mal damit die Diskussion dann zu Ende führen …oder auch nicht.

Gunter Dueck: Also jetzt bei ChatGPT ist es, dass man so normale Texte mal überputzen kann oder oder dass die Schüler das benutzen und lieber nicht sagen, dass sie das schon mal angeworfen haben. Für Hausaufgaben. Und das ist so bestechend gut für so Trivialzwecke, dass natürlich dann die künstliche Intelligenz in unser Leben kommt. Und diese abgehobene Diskussion darüber, die trifft einfach den Punkt nicht. Und ich versuche immer zu sagen, hey, da ganz unten wird es jetzt schon angewendet und wird gemacht. Und ihr könnt nichts gegen Strom und Wasserstoff sagen, weil jetzt der Habeck ja schon in Namibia, glaube ich, war und gesagt hat, baut einfach, pflastert die ganze Wüste voll und schickt uns den Wasserstoff.

Das ist so einfach zu sehen, dass da sich irgendwas ergibt, was völlig praktisch ist, dass man diese theoretischen Äußerungen da mal dran spiegeln könnte. Das twitter vielleicht doch das falsche Medium für eigentlich…

Oliver Ratajczak: ich bin ja so ein Freund von Wiki-Systemen. Da schreibt einer was rein und schreibt einanderer was dran dann ändert man an dem Text weiter bis halt ein Gesamtkonstrukt ist bis es irgendwie besser ist.

Gunter Dueck: Ja. Das passiert ja nicht. Das wäre ein Weltwiki. Haben wir das nicht mit Wikipedia. Vielleicht, ich weiß nicht, aber wer bringt sich dann da ein ist ja auch immer nur ein ganz winziger Teil. Ich habe zwei Artikel geschrieben, aber ich spende immer. Wenn dieser Balken kommt im November dann schicke ich ihn 100 oder 200 Euro.

Oliver Ratajczak: Ja es ist auch schon erstaunlich, wenn man sich anguckt, was da so passiert und wie es passiert ich finde das sehr faszinierend ich mache das ja in Unternehmen und da gibt es halt auch so Strömungen plötzlich bilden sich so Punkte und das wichtige ist ja dass sich Leute plötzlich finden. Also wo die dann dieselbe Meinung haben oder zumindest im selben Thema was zu sagen haben die finden sich dann und dann freuen die sich und können sich gewinnbringend weiter austauschen und ein Thema voran bringen.

Es ist tatsächlich eine Stunde geworden. Wie immer mit ihnen sehr kurzweilig. Ich hoffe mal in diesem Jahr kriegen wir das mal ein bisschen häufiger hin. Würde mich riesig freuen.

Erst lachen sie, dann kämpfen sie, dann ist es ganz normal.

Gunter Dueck: Der Appell ist einfach, dass man sich da mal so ein bisschen offener mit auseinandersetzt. Also nicht immer gleich das bringt nichts oder sowas. Man kennt doch auch die Leute, die sagen iPad werde ich nie nehmen oder Bargeld lacht. Ich will keine Kreditkarte haben. Aber praktisch ist es dann plötzlich schon. Ja, nein, es sind immer diese Holzhammer-Argumente, ich bin dagegen, dagegen, dagegen, weil…

Ja, ich kann immer Schopenhauer zitieren, “Erst lachen sie, dann kämpfen sie, dann ist es ganz normal.” Also, das ist ein bisschen länger als Spruch, aber so ungefähr. Und es ist immer, erst lachen sie darüber, das ist immer die erste Phase, Guck mal, die lassen sich Schulaufsätze so schreiben. Und dann hinterher kommt dann raus, dass sie das tatsächlich gemacht haben. Und dann geifern die Lehrer drum, das geht nicht, wir müssen das alles verbieten, und dann geht da jetzt alles los. Und irgendwann gewöhnen sie sich dann. Ja. Auf die Idee zu sagen, es werden jetzt nur gute Noten für echt schöne Aufsätze gegeben, nicht für welche, die man da braucht. Da kommt keiner.

Die Welt da draußen ändert sich dauernd, aber für manche halt nicht. Die machen ihren Stiefel da einfach weiter und denken, das geht immer so weiter. Das geht eben nicht. Man sollte ein bisschen vielleicht alle diese Fälle, die sollte man einfach mal so an sich vorübergehen lassen als Selbstkritik und sagen, wo habe ich jetzt gnadenlos Unrecht gehabt. Und das ist bei den meisten Sachen so.

Also wenn Leute das echt verwenden, dann ist das eine Tendenz, die man nicht mehr aufhalten kann. Never ever. Dann ist es over.

Ich habe ziemlich viele Start-ups, wenn man so total gute Ideen hat, typisch so Geisteswissenschaftler, die aber keiner kauft, wo kein Kunde kommt und sagt, wie viel kostet das und wann kann ich es bestellen und wann ist es fertig. Wenn keiner so da ist, dann ist es over. Also jedenfalls erstmal für die nächsten drei, vier Jahre. Dann soll man es einfach wieder hinlegen. Und man müsste mehr über diese Triebkräfte nachdenken, wann irgendwas kommt. Da gibt es viele Bücher drüber.

Im Grunde, wenn es unten verwendet wird, auch wenn es nur ein ganz kleiner Zweck ist, das heißt minimal viable prototype, der kleinste, das funktioniert schon, dann hat man einen großen Schritt gemacht und das wird irgendwie übersehen. Die Leute verlangen dann den Maximum-Viable, weiß ich was. Da muss man nur zehn Jahre warten, aber dann ist es perfekt.

Ich meine Wikipedia ist 2002 entstanden. Ich bin ja im Hausgebergremium vom Informatikspektrum gewesen, für meine Kolumnen, damit mich keiner noch zensieren muss. Und ich habe diese Herausgeber-Sitzungen alle gehabt und der Verleger, der dann die Chefredaktion hatte, der war vorher in Mannheim bei Brockhaus, vor dem Springer-Verlag. Da haben wir eine Wette, aber ich habe gesagt, in zehn Jahren gibt es kein Brockhaus mehr. Und dann haben alle wieder so, immer dieselbe Reaktion und Wikipedia ist doch Mist, da steht was Falsches. Und dann sehe ich das auch. Wenn ich da vor dem Computer arbeite, dann muss ich hier an mein Lexikon. Ich habe das übrigens hier. Ja, habe ich gerade gezeigt.

Oliver Ratajczak: Wann haben Sie zuletzt reingeschau?

Wikipedia, zack, zack, Klick, fertig.

Gunter Dueck: Ich habe das Wörterbuch der deutschen Sprache gekauft für viel Geld, also wo alle Duden sozusagen integriert in einem sind. Acht Bände. Da kann ich alles auch rauskriegen, aber jetzt so im Wikipedia, zack, zack, Klick, fertig. Jetzt muss ich aufstehen, den richtigen Band raussuchen. Da habe ich keinen Bock drauf.

Oliver Ratajczak: Bequemlichkeit frisst ja die besten Vorsätze zum Frühstück, sage ich immer.

Gunter Dueck: Man sagt irgendwie, das mache ich nicht. Und dann ist es ja schon praktisch. Ich kann natürlich in einem Brockenhaus nachgucken, wann Goethe geboren ist. Das steht da vielleicht irgendwo. Aber dann muss ich wieder rumsuchen. Ja, also Geburtsdatum steht vorne. Ist ein schlechtes Beispiel. Wann der Wahlverwandtschaften geschrieben hat. Und das kriege ich mit Googeln einfach. Zack. Und dann sage ich, komm, lass das einfach sein. Ja wenn man will kann man ja auch gebildeter werden also die möglichkeiten sind ja da und wir hatten ja damals noch kein Handy also als die Wette abgeschlossen wurde. 2002 hatte man ja noch so ein Tastendings von Siemens so ein Brickett und das Nokia da fehlt den Leuten irgendwie immer die Fantasie jetzt sich vorzustellen, wie das weitergeht und dass es eigentlich unaufhaltsam ist, weil es Nutzen hat, jetzt schon.

Und der Nutzen offenkundig durch Faktencheck oder so noch viel größer werden kann. Und denke ich auch, das ist eigentlich ein super Abschlusswort. Leute nutzt die Möglichkeiten, schaut euch um, was geht und alleine das auszuprobieren. Denkt über alle nach, was ihr zum ersten iPhone gesagt habt, was ihr zum ersten iPad gesagt habt. Ich habe beim iPad beim Otto-Versand gesagt, das ist der Tod des Kataloge, das ist dann acht Jahre später, glaube ich, gekommen.

Bitte ein wenig Meta!

Man kann es aber an dem ersten April, als das iPad erstand, schon, man wusste es, dass sie jetzt im Schlafzimmer Amazon bedienen können. Und ich habe immer diese verständnislosen Gesichter auch von so Topmanagern und immer zu, immer wieder gesehen. Und Leute, ein bisschen Meta,! Also ein bisschen mal gucken, wie das funktioniert in der Gesellschaft und dass die ersten Berührungsängste nicht so ernst genommen werden sollen.

Danke, ein perfektes Schlusswort. Ich danke Ihnen. Bis bald. Tschüss.

 

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